Geschrieben von Kai Freitag, 05 Juni 2015 18:49
Your Favorite Enemies - Between Illness And Migration Tipp
Zunächst mal kann ich YOUR FAVORITE ENEMIES nicht so ganz einfach in eine Schublade stecken. Das passende Regal habe ich zwar, aber in einer Schublade alleine fühlen sie sich vermutlich nicht wohl. Und so verpasse ich ihnen mal vorsichtig die Sticker „Alternative", „Indie", „Prog" und „Posthardcore". Aber wie auch immer man ihre Musik labeln möchte – es bleibt ein ziemlich beeindruckendes Album!
Und das fängt bereits mit dem ersten Song (nach dem Intro) an. Dieser baut sich ganz langsam auf wenigen Noten und gesprochenem Gesang auf und steigert sich dann über die Dauer von über sechs Minuten immer weiter, beinhaltet unfassbar viel Atmosphäre und Spannung, die sich am Schluss in Melodien entlädt. Ganz ehrlich: mit dem Song hatten sie mich bereits in der Tasche. Und auch wenn die Songs danach nicht ebenso genial sind, halten YOUR FAVORITE ENEMIES die Intensität über die gesamte Länge von „Between Illness And Migration". Allerdings wird danach dann doch mehr gesungen.
Überhaupt hat das Album etwas soundtrack-mäßiges an sich. Die Songs sind durchdacht und vor allem dynamisch, manchmal dunkel, etwas noisy und nie einfach nur drauflos. Aber wer eine Band mit sechs Leuten startet, der will vermutlich auch eine eigene Marke setzen. Und das schaffen sie – irgendwie sehr unaufdringlich. Keiner der Songs packt dich direkt an den Ohren. Nein, sie schleichen sich alle eher aus anfänglicher Banalität unaufhörlich in dein Herz/Ohr.
Der Sound ist sehr klar und die Vocals klingen streckenweise nahezu poppig, da sie immer sehr melodisch und im Vordergrund sind. Aber die Intensität, die sie in Zusammenhang mit der Musik erwirken, ist ziemlich zwingend – auch wenn es schwer ist, genau mit dem Finger drauf zu zeigen. YFE halten den Hörer für 50 Minuten an der Stange, ohne dass der genau wüsste, was mit ihm passiert. Aber andauernd fühlt es sich an, als passiere hier gleich etwas total Abgefahrenes. Was in kleinen Dosen auch geschieht. Und das macht „Between Illness And Migration" irgendwie mysteriös und vielleicht sogar ein wenig sexy – obwohl es total einfach ins Ohr geht. Respekt!