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Cool. LONGING FOR TOMORROW haben mir hier das vermutlich treffenste Info-Anschreiben seit Jahren geschickt. Dafür schon mal thumbs up. Im letzten Teil des Anschreibens nennen sie ein paar Vergleiche, mit denen sie anscheinend konfrontiert worden sind, die sie selber als nicht 100%ig richtig erachten - aber sorry Jungs, ich werde um diese Vergleiche wohl auch nicht herum kommen.
Aber erstmal ganz von vorne. LFT legen hier ihr drittes Album vor und präsentieren sich mittlerweile als Trio. Früher waren die Jungs wesentlich deutlicher im typischen Emo/Screamo beheimatet und zumindest die Namen ihrer alten Platten legen nahe, dass sie früher englische Texte gehabt haben müssen. Ich glaube, ich hab die Jungs mal auf einem Festival gesehen, aber auf Platte sind wir uns leider noch nicht begegnet. Aber falls die beiden alten Alben wirklich eher im typischen Core-Sektor angesiedelt sind, ist dass eventuell auch gar nicht schlecht so, da ich nun mit relativ unvoreingenommenen Ohren an „Idee: Mensch" herangehen kann.
Und was soll ich sagen? Die Platte gefällt mir von vorne bis hinten! Zwar ist der Gesang ab und zu schon ein wenig daneben (böse Zungen könnten da an SENSES FAIL ohne Geheule denken), aber irgendwie wirkt das bei diesem Trio unheimlich authentisch. Bei anderen Bands habe ich solche Ausreißer mit Sicherheit schon ordentlich kritisiert, hier aber trägt der Gesang auch in seinen schiefen Momenten in der Tat zur Atmosphäre bei. Und bei diesem Punkt muss ich dann doch auf ESCAPADO zu sprechen kommen. Aber auch Soundtechnisch kann man beide Bands vergleichen - denn für nur eine Gitarre ist der Sound ziemlich dick und flächig ausgefallen. Überhaupt höre ich hier eigentlich zu keinem Zeitpunkt heraus, dass es sich „lediglich" um ein Trio handelt. Die Songs sind gut geschrieben und klasse arrangiert und beinhalten so ziemlich alles was im besagten Core-sektor beliebt ist - ohne nach Effekthascherei zu klingen! An manchen Stellen kommt noch ein wenig Indi dazu, aber auch TAKING BACK SUNDAY und Konsorten fallen an manchen Stellen ein.
Und mit all diesen Einflüssen hauen sie zwischendurch richtig griffige Ohrwürmer raus, die weder abgeschmackt noch ausgelutscht klingen. Die Texte sind nicht weinerlich und erinnern nicht sofort an die üblichen Verdächtigen und zählen damit definitiv zu den Stärken des Albums. Und irgendwie schaffen es die drei Aachener auf einer knappen Dreiviertelstunde ein Konsenswerk für Emocorler und Indi-Disse-Gänger zu schaffen, welches fast durchgehend spannend bleibt und trotz all der (doch recht einfach zu ziehenden) Vergleiche einen eigenen Stil zu etablieren. Allerdings sollten sie in Zukunft doch etwas mehr Abstand zum ESCAPADO-Sound halten - sonst gibt das in Zukunft doch noch Beschwerden!
Ha, und jetzt habe ich das Review doch geschafft, ohne TURBOSTAAT zu erwähnen. Oh, ach mist...
Stil (Spielzeit): EmoCore / Indi (43:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Unpopular Disclose (März 2009)
Bewertung: 8 / 10