Ich habe LASTING TRACES aus Süddeutschland 2011 mit „Old Hearts Break In Isolation“ kennen gelernt und war von ihrem melancholisch-melodischen Hardcore absolut angetan. Mir fielen Bands wie DEFEATER oder TOGETHER ein. Dementsprechend war ich jetzt auf ihr neues Album gespannt. Na ja. Und jetzt bin ich ein wenig verwundert.
Denn anno 2015 klingen LASTING TRACES anders. Und das hat vermutlich mit den Umbesetzungen der letzten Jahre zu tun. Hatten die Freiburger damals schon Clean-Gesang? Hatten sie damals schon so abgeklärte Songs? War damals der Sound bereits so dermaßen dicke? Ich glaube, alle Fragen mit „nein“ beantworten zu können. Ich vermute mal, die Band selbst sieht all dies als Weiterentwicklung. Und das kann man auch so stehen lassen. Aber der Charakter der Band ist kaum wiederzuerkennen. Ok, die Stimme ist nach wie vor scharf wie eine Rasierklinge in der Gurgel – aber ansonsten ist alles mehr auf Nummer sicher getrimmt und klingt witzigerweise irgendwie retro dabei.
Und mit retro meine ich, dass sie mich heute eher an A DAY TO REMEBER (ohne Moshparts) und ATREYU (ohne Metal) als an DEFEATER erinnern. Ich wollte schon beinahe Metalcore schreiben, womit ich aber daneben liegen würde. Eher Posthardcore und Screamo. Die cleane Stimme hat ungefähr genau so viel zu sagen wie das Geshoute – nur dass der cleane Gesang wesentlich lauter kommt und damit ganz klar den Popappeal der Band unterstreicht. Dazu eine unglaublich dicke Produktion, die aber leider alle Ecken und Kanten weggenommen hat.
Ok, Songs wie „Golden Cage“ sind schon echte Kracher und vor 10 Jahren hätte man mich damit auf eine Tanzfläche bekommen. Aber irgendwie klingt mir das heute im Gesamten einfach zu überlegt, zu geschliffen und zu wenig angriffslustig.
Die Geschwindigkeit der Songs ist ins Midtemp abgerutscht und die Strukturen sind klassischer geworden (allerdings durchaus mit guten Kniffen und ein paar cleveren Ideen). Das Album klingt groß, breitbeinig und amerikanisch und ich vermute mal, LASTING TRACES werden damit den nächsten Schritt machen können. Aber mich begeistern sie leider wesentlich weniger, als vor vier Jahren. Alles einfach etwas zu Nummer sicher. Vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn mir ihr Debüt-Album nicht so zugesagt hätte …