Als der Album Opener „How To Start A Song“ losgeht, so hipster-indie-mäßig der Titel als Frage gerufen wird und sich dann der Name VAN URST bei mir auftut, bin ich erstmal in einen Abwehrmodus gegangen. Was soll das denn sein? LoFi-Indie auf tanzbar? Tja, weit gefehlt. Und so schaffen es VAN URST, mich bereits im ersten Song wieder zurück zu holen.
Denn was ich zunächst für Indie gehalten habe, hat eigentlich mehr von Posthardcore und Shoegaze. So fallen mir vor allem FUGAZI (und viele Bands, die von ihnen inspiriert wurden) ein. Vermischt mit etwas ruhigeren PRETTY GIRLS MAKE GRAVES – mit zwei männlichen Stimmen eigentlich. Insgesamt ist das Album zum Großteil relativ ruhig und kommt vor allem ohne großartige Gitarrenverzerrer aus. Der Sound ist direkt, absolut ohne SchnickSchnack und relativ ungeschminkt. Der Gesang ist auf Englisch, aber ab und zu auch mal auf Deutsch und begeistert mich vor allem dann, wenn er leicht ins Schreien verfällt. Aber das passiert auch eher sehr nuanciert und nicht inflationär. Und genau so nuanciert und bedacht ist auch das ganze Album. Hier wird selten mit der groben Kelle gegeben. VAN URST sind da eher Minimalisten.
Und so ist dieses Album auch nicht unbedingt ein Party-Kracher – aber darauf ist es auch gar nicht angelegt. Es ist ein dynamisches, groovendes Album, welches viele Ecken und Kanten in ein rundes Ganzes verwandelt und damit durchaus einzigartig klingt. Ich gebe zu, dass mich nicht jeder Song umhaut, weil sie sich ab und zu in den ruhigen Momenten so weit verlieren, dass es ein wenig beliebig klingt. Aber sie fallen auch in den Momenten nicht negativ auf, sondern laufen lediglich ein wenig an mir vorbei.
„Van Urst“ ist damit ein introvertiertes Album, das sehr verspielt ist, aber auch seine explosiven Momente hat (z.B. „Bald Tarsies“) und vor allem all jenen an's Herz gelegt sei, die auf der Suche nach „etwas Anderem“ sind, irgendwo zwischen Posthardcore, Indie, Emo, Showgaze etc.