Bevor ich dieses Album angefragt habe, hatte ich mich verlesen – ich dachte, es handele sich um die neue COUNTERPARTS. Umso größer meine Überraschung: CONTINENTS sind gar nicht so weit von dem entfernt, was ich eigentlich haben wollte. Und ihr metallischer und manchmal etwas hektisch-chaotischer Hardcore gefällt mir total!
Bei näherer Betrachtung habe ich festgestellt, dass ich CONTINENTS sogar kenne, da ich 2013 ihr Album „Idle Hands“ gehört und für großartig befunden habe. Aber auf „Reprisal“ ist eindeutig eine Weiterentwicklung zu hören – vielleicht habe ich sie deswegen nicht sofort wiedererkannt. So ist das Moshen wesentlich songdienlicher und subtiler geworden. Die Waliser hauen jetzt nicht mehr mit Moshparts um sich, sondern betten diese – wenn überhaupt – in ihr Riffing mit ein und heben sich damit sofort von unzähligen Kollegen ab. Zwar ist die Musik hier immer noch moshig, aber nicht mehr so stumpf (selbst bei „Awakening“ hält es sich noch in Grenzen).
Auch der cleane Gesang ist weg. Und noch mal: das hier ist eine eindeutige Weiterentwicklung. CONTINENTS klingen wesentlich individueller als noch zuvor. Zwar denke ich ab und zu immer noch in Richtung klobigere ARCHITECTS, aber so wirklich will das auch nicht mehr passen. Vielleicht vermengt mit etwas metallischeren GALLOWS? Für Victory ist das auf jeden Fall ein absoluter Gewinn, weil sie nicht so stumpf nach Formel XY mit Mosh klingen.
Härte bekommt man nicht nur durch die durchgehend geschrieenen Vocals hin (da hätte tatsächlich etwas mehr Abwechslung dabei sein können), sondern vor allem durch Drums. Und an der Stelle zeigen die Briten wirklich einiges. Da werden Tempi gewechselt und Breakbeats gespielt oder es wird einfach mal stumpf nach vorne gestampft. Aber man hat immer das Gefühl, der Drummer will den Song unbedingt nach vorne bringen. Und mit „I“ und „Reprisal“ gibt es in der Mitte der Platte auf einmal einen wunderbaren Einschnitt und CONTINENTS schaffen so etwas wie „Hollow Crown“ von den ARCHITECTS. Der Titeltrack hat mir direkt Gänsehaut verpasst und lässt mich auch bis jetzt nicht mehr los. Zwar basiert er auf sehr einfachen Harmonien, ist aber von der Dynamik und Intensität so packend, dass man ihn einfach unglaublich laut hören und genießen muss!
Mit diesen Songs schaffen sie es, das ganze Album dynamisch und spannend zu halten, was bei ihrer Härte gar nicht so einfach ist. Aber durch technisches Können, wunderbare Drums, einen dicken Sound, Atmosphäre und den Willen, auch mal den unbequemeren Weg zu gehen, haben CONTINENTS hier einen absoluten Brocken von Album geschaffen, der einfach nicht langweilig wird. Habe schon lange nichts mehr aus der Ecke hier gehabt, das mich so begeistert!