Es tut mir leid, H2O. Es tut mir leid, dass ich euch beim ersten Mal sehen zu langweilig fand. Zu positiv. Zu „lala“. Es tut mir leid, dass ich mich danach nie weiter mit euch auseinandergesetzt habe und außer "Passion Before Fashion“ eigentlich nie wirklich etwas von euch kannte. Und dass ich am Anfang immer über PMA kichern musste – wie ein kleiner Junge, der an PMS dabei denkt. Es tut mir leid! Dafür finde ich eure neue Platte aber wirklich gut. Alles wieder klar zwischen uns?
Manchmal braucht man halt einfach ein paar Anläufe, um eine Band schätzen zu können. Und genau so ist mir das mit einem der Urgesteine des positiven Hardcores gegangen. Aber auf „Use Your Voice“ machen es mir H2O nun mal wirklich einfach, sie zu mögen. Punkiger Hardcore, weit entfernt von Trends, manchmal sogar mit Knüppel aus dem Sack, aber immer mit Melodie. Und dieses Mal kriegt mich Sänger Toby auch einfach mit seiner positiven Message. Ob er nun darüber singt, dass wir alle gleich sind, wie stark er an seinen Freunden hängt oder wie man die Welt durch die eigene Einstellung verändern kann. Und dabei schaffen sie es hier, tatsächlich einige Hits rauszuhauen, die man so leicht nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Auch wenn die New Yorker ganz klar eine Hardcoreband sind, gefällt mir vor allem ihr punkiger Ansatz. Hier geht es um positives Denken und Unity und nicht um dicke Hose und Breakdowns. Schade, dass Bands wie SET YOUR GOALS nicht weiter in diese Richtung gearbeitet haben. Hier gibt es Melodien, Gangshouts und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, Verantwortung und Lebensfreude. Also alles, was Hardcore eigentlich ausmachen sollte. Zwar verlassen H2O zu keinem Zeitpunkt die Grenzen ihres Genres, noch bringen sie hier irgendwas Neues innerhalb dieser Grenzen auf den Tisch – dafür haben sie aber ein Album eingespielt, welches sich von vorne bis hinten ohne Ausfall durchhören lässt. OK, streckenweise ist es leichte Kost, aber eben mit Hitpotential ("True Romance" und "Not Real Life" zum Beispiel) und immer in einem guten Fluss.
Wer seinen melodischen Hardcore-Punk poppig und positiv mag, ohne in die Richtung Kiddie-Punk gehen zu müssen, hat hier einen echten Leckerbissen vor sich. Mich haben sie jedenfalls endlich überzeugt. Wer weiß, ob mir die Platte auch so gut gefallen hätte, wenn ich ihre alten Platten im Schrank hätte – zu viel könnte ich mir vermutlich auch nicht davon geben. Aber das hier klingt nach kurzen Hosen, Sonne, erhobenen Fäusten, kalten Getränken und dem Gefühl, irgend etwas richtig zu machen, wenn ich meine Mitmenschen nett behandele, aber dennoch zu meinen Prinzipien stehe.