Aber nicht nur die musikalische Version des 90er Hardcores (nein, HUMAN TOUCH klingen nicht nach einer weiteren, modernen Hardcore/Metal-Band) lässt den Adrenalin-Pegel des Hörers ansteigen. Vor allem der Gesang mischt hier alles auf. Hoch und leicht kreischig, aber nie over the top. Er klingt wütend und aufgekratzt und gefährlich und hält seine Hörer damit immer im Bann.
Zwischendurch gibt es übrigens auch mal so etwas wie Refrains, die dann eher in Richtung Crewvoclas gehen und bei denen die Stimmen dann etwas tiefer, aber nicht weniger eindrucksvoll werden. Und genau diese kleinen Highlights setzen einen wohltuenden Kontrapunkt zu den bluttriefenden Stimmbändern des Sängers aus Karlsruhe.
Karlsruhe? Genau. Damit hätte ich auch nicht gerechnet. Ich wäre blind von der Annahme ausgegangen, hier handelt es sich um Amis. Um irgendeine neue Band, die TRAPPED UNDER ICE oder TURNSTILE nacheifert. Aber nein, hier handelt es sich wohl großteils um Leute, die auch bereits in THE HAVERBROOK DISASTER aktiv waren, die ich eigentlich auch immer mochte. Aber HUMAN TOUCH klingen wesentlich oldschooliger. Da macht es durchaus Sinn, den Bandnamen zu wechseln, da die musikalische Ausrichtung doch schon eine andere ist. Und die Richtung, die sie eingeschlagen haben, gefällt mir noch mal mehr, da sie authentischer und direkter ist.
Mit „Mental Chill“ haben HUMAN TOUCH mal so richtig „Hallo“ gesagt. Direkt aus dem Stand scheinen sie ernstzunehmend zu sein und sich einen Platz im Hardcore-Zirkus erspielt zu haben. Mir läuft die Platte jedenfalls unglaublich gut rein und ich vermute mal, dass jeder Hardcore-Fan, der musikalisch in dieser Richtung tendiert, etwas mit den Karlsruhern anfangen kann. Groove, Druck und Aggression. Schönes Teil!
„And We Are Still Fucking Angry!“ Ja wirklich? Hört man kaum. Nein, Scherz beiseite – HUMAN TOUCH klingen ohne Ende angepisst und druckvoll und ich ärgere mich bereits, dass ich die Vorgänger-EP irgendwie übersehen habe. Denn diese LP haut dir echt den Staub aus den Boxen.