Waiting For Steve - Tired Happy Homecoming

Review

Stil (Spielzeit): Emo (59:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Pleitegeier-Records (2005)
Bewertung: Musik für die Konfirmandenfreizeit (3/10)
Link: www.waitingforsteve.de

Christlich angehauchter Emo – ein ganz schwieriges Thema. Was in den USA auf Labels wie „Tooth & Nail“ in schöner Regelmäßigkeit unters fromme Volk gebracht wird, besitzt im gottlosen Deutschland noch immer einen gewissen Exotenstatus. Siehe die Band WAITING FOR STEVE aus Giessen: Die durchweg positiven Texte ihres zweiten Albums „Tired Happy Homecoming“ kreisen in wenig verrätselten Metaphern um Gottes bedingungslose Liebe, die Schönheit der Welt, tiefe Geborgenheit und Dankbarkeit. Darf ich bei so etwas ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend empfinden? Darf ich die Stirn runzeln, wenn im Booklet an erster Stelle Jesus gedankt wird – „und dann erst mal lange keinem“? Ist es nicht irgendwie mutig, seine Musik als Vehikel für das persönliche Glaubensbekenntnis zu nutzen, während „coolere“ Bands über Gemeinplätze wie enttäuschte Liebe, gebrochene Herzen und Highschool-Hänseleien singen? Darf ich tief verwurzelten Glauben zum Kriterium einer Platten-Besprechung machen? Wohl eher nicht.

Ich darf allerdings feststellen, dass das musikalische Gewand dieser frohen Botschaft typisch deutscher Schrammel-Emo ist, wie er hierzulande aus unersichtlichen Gründen noch immer in rauen Mengen gesignt wird. Ich darf das ganze zum Gähnen langweilig finden, ein ewig gleicher Aufguss amerikanischer Vorbilder, uninnovativ, pathetisch und nur selten wirklich emotional. Ich darf einem uninspirierten Album eine angemessene Punktzahl geben – so wahr mir Gott helfe.