CEDRON haben mich kalt erwischt. Ich hatte die Schweden gar nicht auf dem Zettel und werde direkt umgehauen. Bereits der Opener „Time Heal My Wounds“ ist ein direkter Hit (auch wenn der Anfang mich sowohl an einen Song von JUNGBLUTH als auch SINGLE MOTHERS erinnert) und zeigt das Quartett wunderbar aufgestellt zwischen verzweifeltem melodischem und etwas moshigerem Hardcore. Dazu noch die Lust am Experiment und dennoch gutes Songwriting – und fertig ist eine Platte, die bei mir zur Zeit rauf und runter läuft.
Mit diesem verzweifelten, aber dennoch leicht progressiven Touch machen CEDRON Vieles richtig von dem, was sowohl MORE THAN LIFE als eben auch DEFEATER vorgemacht haben. Und das Moshige, das ich erwähnt habe, kann zwar recht klassisch klingen, hat aber vom Zusammenhang hier eher etwas von den DEAD SWANS, als von TERROR und Konsorten.
Wenn dann auch mal ein Moshpart kommt (was absolut nicht schematisch, wie bei NYHC-Bands, klingt und eben auch nicht in jedem Song passieren muss), dann haut es einem auch ganz gut den Kitt aus der Brille. Aber CEDRON sind vor allem schnell. Gerne dabei auch atmosphärisch. Da wird dann mal der Beat gebrochen, gerifft oder die Gitarren werden auf clean geschaltet. Genau da erinnern sie mich dann eben stark an DEFEATER – aber nicht als Kopie, sondern als eigene Auslegung und streckenweise auch als Weiterentwicklung.
Die vier Schweden (die vorher bereits ein Album und eine EP veröffentlicht haben) haben zum Glück verstanden, dass zu viel Mosh innerhalb dieses Kontextes eher störend wäre. Und so sind die Songs immer im Fluss, können aber auch unerwartete Wendungen nehmen und sind nicht voraussehbar – ohne jetzt total abgedreht zu werden. Vielmehr merkt man der Band an, dass sie hier ihre Lieblingselemente des Hardcores gekonnt miteinander verbindet und dabei wirklich gute Songs schreibt, die streckenweise – ich erwähnte es bereits – sogar richtiges Hitpotential haben (und sei es durch so etwas wie einen fetten Refrain oder Crewvocals).
Zwar ist die Platte mit acht Songs und guten 20 Minuten Spielzeit nicht sonderlich lang – aber mehr brauchen CEDRON auch nicht wirklich, um ihr Statement zu setzen. Meiner Meinung nach zitieren sie zwar ihre Vorbilder deutlich, setzen sie aber gekonnt zu einem eigenen Sound zusammen. Das hier ist moderner, melodischer, verzweifelter, düsterer Hardcore, mit moshiger Note und ab und zu leicht metallischen Riffs, der immer wieder genau auf die Zwölf trifft und eine eigene Handschrift hat. Macht richtig Bock!