TOTENMOND. Eine Band, an der sich von Menschengedenken an die Geister scheiden. Eine Band, die es schon immer bestens verstanden hat, zu polarisieren und zu provozieren. 2016 beschenkt uns das Trio endlich wieder mit einem neuen Werk. „Der letzte Mond vor dem Beil“ heißt das gute Stück.
Kritikpunkt Nummer Eins: Jungs, ganz ehrlich, ihr lasst uns beinah acht Jahre warten?! Frechheit.
Doch dann werde ich auch schon durch das wunderschöne Intro beruhigt. Vogelgezwitscher und nach einigen Minuten das seichte Plätschern von Wasser beginnen den Reigen im Eröffnungssong „Die Entheiligung des blasphemischen Josephs und der ewige Regen“. Der Track geht dann nach einigen Minuten in ein monotones Bassriff über und endet in einem Gewitter.
Mit dem zweiten Song „Hölle mit Hof“ bricht direkt die sprichwörtliche Hölle los. Der Hörer wird mit den Worten „Ich geh‘ und kauf‘ mir Krieg“ begrüßt. Hammerharter crustig-punkiger Einstieg. Zudem beinhaltet der Song auch mit „Gott ist eine Hure, die jeder f….. darf“ die wahrscheinlich genialste und gleichzeitig provokanteste Textzeile des noch jungen Jahrhunderts. „Blut auf krank“ kommt danach etwas darkwavig daher, mit seinem stampfenden Bass und dem monotonen Riff. Nach der waghalsigen Eröffnungsnummer wird hier beinah schon auf die Bremse getreten.
„Kehrwoche Sommerschnee auf Golgatha“ ist ein fieser Doompanzer, der sich langsam vorankämpft und in seinem Refrain einen fantastischen Groove auspackt. Dann kommt wieder die Doublebass-Flak zum Einsatz. „Tötet den König“ besticht daneben mit einem modernen Metalriff, das eine extrem punkige Flanke besitzt.
„Zu den Waffen“ beginnt mit einer Radioaufnahme aus dem Krieg und verbeugt sich dann definitiv vor altem Hardcore und oldschooligen Punk-Walzen. An dem Song kann man erkennen, wo TOTENMOND ihre Wurzeln haben. „Fort von Gott“ verwendet anschließend diesen crustigen Hardcore-Schwung und lockert das Ganze mit einem groovigen Rhythmus auf.
Nach diesen flotten Nummern wird es mit „Giftköder“ verdammt böse bis doomig. Schleppende Akkorde, dann fieses tiefes Geschrei, schleppende Akkorde, fieses tiefes Geschrei und so weiter, bis der Song kurz vor Ende nochmal explodiert und mindestens zehn Mal so schnell wird.
Und jetzt die Überraschung des Albums: Der erste englische Song von TOTENMOND! „Into The Fire“, eine Coverversion von DEEP PURPLE. Was die Jungs dazu getrieben hat, bleibt ihr Geheimnis. Und meiner Meinung nach hätten sie sich das auch sparen können. Der Song klingt mir persönlich zu stumpf, blechern und holzig. Als Outro trifft bei „Die Salbung“ Pazzers fieses Gegrunze auf schönstes Kirchenorgelspiel und endet wieder auf Vogelzwitschern und seichtem Regen.
Mein Fazit: Auch nach acht Jahren Abstinenz klingen TOTENMOND in ihrem Grundgerüst noch nach TOTENMOND. Allerdings scheinen die Drei eine Erfrischungskur durchlaufen zu haben. Das neue Werk ist extrem abwechslungsreich und man entdeckt bei jedem neuen Hördurchgang etwas Neues – sei es ein Riff oder der Bruchteil in den Texten, beziehungsweise zwischen den Zeilen. „Der letzte Mond vor dem Beil“ ist ein hammerhartes, gelungenes neues Werk, das richtig Spaß macht.
Arne
Stile: Postcore, Deathmetal, Sludge, Hardcore
Bands: Machine Head, Kylesa, Ryker's, Lionheart, Johnny Cash, Cult of Luna, The Ocean, Deserted Fear, TLUF