Minus45Degrees - Mute



Stil (Spielzeit): Psycho Core (50:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Genet Records (Herbst 2005)
Bewertung: Fett! (9/10)
Link: http://www.minus45degrees.com

Weia, die Jungs sind angepisst! Gut so, denn gerade die Schroffheit der Songs macht „Mute" zu einem außergewöhnlichen Album. Selbst beschreiben die Belgier ihren Stil als „Alternative Metal", was mir für eine derartige Mischung aus noisigen Klanggebilden, eruptiven Groove-Hämmern und breaklastigen Weirdo-Parts dann doch eine Spur zu sanft klingt. Wie wäre es mit Psycho-Metal?

Der Sound des Albums ist spitze, immerhin legen die 1999 gegründeten Minus45Degrees erst ihr Debüt vor und haben ihre melodisch verwurzelte und gerade noch nachvollziehbare Noisemetal-Mische im Zigzound Studio in Dänemark veredelt, von dem bereits Bands wie Mercenary, Aborted und Hatesphere mit mächtigem Rums in den Taschen heimkehrten. Die Musik der Newcomer ist wirklich schwer zu beschreiben, zwischen den Noten kann man sowohl Vertracktes im Sinne von Tool als auch kakophonische Musikschönheit heraushören, um Einiges entfernt vom Chaos-Core der Marke Converge durch gemäßigte Einschübe und dennoch noisig genug, um den 0815-Metalfan in den Wald zu jagen, der jedoch zwischendurch auch immer mal wieder mit feurigen Thrash-Riffs bedient wird. Dazu gesellt sich neben klarem Gesang, der auch einer Posthardcore-Band stehen würde, das hohe Schreien von Sänger John Thai sowie seltene Ausflüge in fast schon Stoner-Rock-artige Bereiche. Also im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich unerhört, was Minus45Degrees hier zusammenstellen.

Textlich ficht man den inneren Kampf aus - die Lyrics wirken ähnlich verstörend und anziehend zugleich wie die Musik. Und spätestens wenn irgendwann unvermutet Violinen auftauchen und die Szenerie in ein blass-dunkles Licht voller Schwermut und verzerrter Wut tauchen, muss ich bezüglich „Mute" von beinahe hypnotischer Wirkung sprechen. Hier werden Grenzen ausgelotet aber nicht bis zum Letzten ausgereizt, auf die Peitsche folgt meist wenig später das Zuckerbrot. Und genau diese Mischung aus gekonnt verbauten Steigerungen, trügerischem Wohlklang und erschöpfenden Höhepunkten ist es, die ich liebe, und die "Mute" in nahezu jeder Minute ausschwitzt. Ganz großes Delphinspringen!
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!