Stil (Spielzeit): Emo/Rock (38:36)
Label/Vertrieb (VÖ): DRT/Soulfood (26.09.05)
Bewertung: Gut aber kaum innovativ (5,5/10)
Link: http://www.aphasiaonline.com
Zwei Freunde treffen sich Ende der 90er in Burlingame CA, um zusammen zu jammen. Es kommen mehr Leute dazu, man spielt Coversongs von Lynyrd Skynyrd und Green Day - und, wie sollte es anders sein, man schreibt letztlich eigene Songs und gründet schließlich eine richtige Band: Aphasia. Nun dreht Ihr Debüt seine Runden auf meinem Plattenteller und ich höre, dass es sich für die vier Jungspunde Anfang 20 durchaus gelohnt haben könnte, eigene Wege einzuschlagen. Oder halbwegs eigene, um genauer zu sein.
Chris Brown von Trapt produzierte die elf Tracks ohne irgendwelche Kanten, und man hört nicht nur darin einige Parallelen zu dessen eigener Band: Aphasia spielen hochmelodischen Rock, der sich zusätzlich vieler typischer Elemente aus Emo, gemäßigtem Posthardcore und Pop-Punk bedient. Dabei nennt die Band selbst Einflüsse wie Foo Fighters, Deftones, Refused, Incubus und Blindside. - Wenn man das alles durch den Bubblegum-Wolf dreht und mit heller Gesangsstimme versetzt, könnte auch tatsächlich etwas wie „Fact & Fiction" dabei herauskommen. Was zumindest in erster Linie keine Kritik sein soll, sondern lediglich auf den enormen Mainstream-Faktor hinweist. Leider ist die Musik nämlich keinesfalls so einzigartig, wie es einem die Platteninfo gerne weismachen möchte.
Catchy Hooks bestimmen das Bild, verspielt und poppig oder melancholisch, dabei stets zum Abrocken geeignet und garniert mit fülligen Riffs, die ihren Platz immer dann einnehmen, wenn die in Pickings aufgelösten Akkorde für tighte Refrains an die Seite treten. Wäre nur nicht diese dämliche Vorhersehbarkeit, welche auch für die wenigen wirklich überdurchschnittlich guten Songs gilt ...
Thematisch sticht wenig hervor aus der von der Emokrankheit befallenen Beziehungs- oder Außenseiterkiste, die in High-School-Filmen noch ab und zu ganz unterhaltsam ist, mir aber im Musikbereich mittlerweile nur noch auf den Sack geht. „Wir decken ein breites Spektrum ab", so Sänger Harber. „Manchmal berührt uns eine Sache so tief und treibt uns in so viele Richtungen, dass es zwei oder drei Songs brauchen kann, um das Thema komplett abzudecken." Einen Orden für Innovation gibt's dafür aber leider nicht, und das gefürchtete Hypemonster kann dann auch ruhig in der Kiste bleiben. Eine Band mehr, die spielen kann und trotzdem so klingt wie so viele, die meinen, auch 2005 dringend noch gebraucht zu werden.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!