Nuclear Vomit - Obora

Nuclear Vomit
Stil (Spielzeit): Goregrind (27:51 min)
Label / Vertrieb (VÖ): Mad Lion Records / Twilight (2008)
Bewertung: 7 / 10



Link: http://www.myspace.com/nuclearfuckingvomit

Weeweeweeweeeee... Schon das Cover dieser knapp halbstündigen Goregrindscheibe lässt auf eine gehörige Portion Aggressionsbewältigung der Band durch massenunverträglichstes Gebolze hoffen – man blickt einem offensichtlich miesgelaunten Schwein direkt in die squealende Fresse... Da bleibt eigentlich schon nur noch eine Frage offen: Begleiten die mit Sicherheit zu erwartenden Pigsqueals nun 15 Tracks lang Highspeed-Geknüppel oder Midtempo-Goregrind?

Doch die Jungs von NUCLEAR VOMIT haben wohl etwas gegen Schubladendenken – denn weder die hüpfende Spassgrind-Fraktion noch diejenigen, welchen es nie schnell genug sein kann, werden hier enttäuscht. Nach einem 40-sekündigen Intro, in dem man offensichtlich der Penetration einer oder mehrerer jungen Frauen durch eine Schweinehorde lauschen darf, geht es erst einmal richtig schön abgehackt mit einem goregrindtypischen Kopfnickerbeat los, gekrönt von den hochwertig abgemischten Inhales des Hauptvokalisten Ulcer (von der Death-Kapelle ULCER UTERUS). Das Ganze wechselt sich dann ab mit durchschnittlichen Blastbeatparts, zu denen Zweitshouter Vaginathor seine röchelnden Screams zum besten gibt. Und derartig gestaltet sich auch der Rest der Scheibe...

Wird auch der Goregrind hier nicht vollkommen neu erfunden, so kann man das Erstlingswerk der fünf polnischen Knüppelfreunde doch auch keinesfalls als „nur durchschnittlich“ abtun. Hin und wieder versucht man sich am Deathmetal und lässt das eine oder andere DYING FETUS-artige Gitarrenquietschen einfließen. Im nächsten Moment wiederum kann man es sich nicht verkneifen, die Vorliebe für Bands wie REGURGITATE durchscheinen zu lassen, und grindet im mittleren Tempo drauf los, was das Zeug hält. Als Anspieltipp möchte ich in diesem Zusammenhang den Titeltrack erwähnen, welcher eindeutig das Zeug zum regelmäßig gehörten Partyhit besitzt. Aber auch der Opener „Scream of rotten whore“ sticht durch erhöhte Kopfnickerqualitäten hervor.

Im Großen und Ganzen hält man sich an die Devise: Halb Blast, halb Groove, das Ganze begleitet von überwiegend beatbetonten Inhales und etwas Gore-Geröchel, welches der Auflockerung der ansonsten recht monoton wirkenden Schweinevocals dient. Dieses Konzept geht auch wunderbar auf, denn langweilig kommt dieser digitale Auswurf absolut nicht rüber.

Soundtechnisch gibt es ebenfalls nicht das Geringste auszusetzen. Die Gitarren kommen fett aus den gepeinigten Boxen, wie um dem Hörer die scheinbar beträchtliche Größe polnischer Hoden zu beweisen... Dazu ein tighter Drumsound, der die Snare nicht übermäßig in den Vordergrund rückt. Streckenweise wirkt die Schießbude, gerade wenn es darum geht, einen unserer heißgeliebten Blastbeats zu erzeugen, etwas gepimpt. Zu tight klingt hier selbst bei höchster Geschwindigkeit das Zusammenspiel von Base und Snare. War es tatsächlich notwendig, hier elektronisch nachzuhelfen? Who carez? Ich für meinen Teil hätte damit jedenfalls kein Problem. Positiv aufgefallen ist mir auch der sporadisch auftauchende, verspielte Einsatz der zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigen, doch auflockernd wirkenden Kuhglocke, wodurch sich das Gebolze noch einmal auf eine unorthodoxe Weise von der Masse abhebt.

Auch das Verhältnis von Intros und Musik ist absolut nicht zu bemängeln. Selbstverständlich haben jede Menge kleiner Ausschnitte aus jeglichem gewaltverherrlichenden Filmgut auf diesem Silberling Platz gefunden – wie sollte es auch anders sein auf dem Debut-Album einer Band, die sich der Zelebrierung des perversen Goregrinds verschrieben hat... Jedoch sind diese allesamt recht kurz gehalten und stören dadurch nicht den Musikfluss. Einzige Ausnahme bildet hier das schon so oft gehörte Zitat des Türstehers aus „From dusk till dawn“, welches mittlerweile auch den letzten Funken Originalität verloren hat.

Wer also nach einer Grindkapelle sucht, die zu übertriebenem Aufdrehen der Anlage und anschließendem Einmannpogo verleitet, der ist mit NUCLEAR VOMIT bestens bedient. Die 13 Eigenkompositionen werden durch je eine Coverversion von AHUMADO GRANUJO und den Urvätern MORTICIAN abgerundet und hinterlassen einen bleibenden Eindruck in Form eines Fußes in der Leistengegend...