The Tidal Sleep - Be Water Tipp

The Tidal Sleep - Be Water
    Posthardcore

    Label: This Charming Man
    VÖ: 14.07.17
    Bewertung:8/10

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Endlich komme ich dazu, mal THE TIDAL SLEEP zu hören. Den Namen habe ich ja schließlich mehr als oft genug schon gelesen. Und nach „Be Water“ komme ich mir fast ein wenig dämlich vor, da ich nicht viel früher aufgepasst habe, was die Jungs aus halb Deutschland hier machen. Außerdem: Ist hier einer von TRAINWRECK dabei oder sieht das auf dem Bandfoto nur so aus?

Die Platte geht mit ein wenig Akustikgitarre los, nur um dann direkt in brachialem Posthardcore mit viel Hall zu münden. Und nach einer kurzen Wand zeigen THE TIDAL SLEEP, dass sie viel Wert auf Dynamik legen und springen zwischen hart und zart hin und her, während der Gesang schreiend bleibt. Und auf einmal schält sich eine richtige Melodie und eine einfache, aber packende Begleitung auf dem Bass heraus und es wird deutlich, dass TTS wohl auch ein wenig Richtung „Hit“ gehen können. Und direkt im zweiten Song stellen sie das unter Beweis. Hit? Scheiße, ja – das hätten TOUCHE AMORE auch nicht besser hinbekommen. Klasse Aufbau, schöne Akkorde, tolles Drumming und die Kelle Wahnsinn im richtigen Moment.

Der nächste Song ist dann wieder viel ruhiger, hat zum Großteil gesprochene, cleane Lyrics und punktet vor allem mit Frauengesang. Frauengesang? Frauengesang! Ist das immer noch die gleiche Platte? Ja, Mann! Zwar bekommen sie die Achterbahnfahrt danach nicht noch einmal so intensiv auf dem Album hin, aber dennoch schaffen es THE TIDAL SLEEP zwischendurch immer mal wieder, mich auf den Player schauen zu lassen: sind die das jetzt auch noch?

Wie schon erwähnt sind Bands wie TOUCHE AMORE hier streckenweise die Vorbilder. Aber das bildet nur einen Teil ihres Sounds ab. Denn auch Postrock-Kapellen wie EF stehen hier für manche Parts Pate. Und irgendwie sind das auch oft meine Lieblingsstellen, wenn sie aus der Atmosphäre etwas schon beinahe richtig Poppiges basteln bzw. wachsen lassen. Das ist dann gerne simpel und auf den Punkt und dennoch mit viel Drumherum ausgeschmückt. Und halt immer mit schroffen, hardcorelastigen Parts verknüpft bzw. in den Kontrast gestellt.

Natürlich ist der Wandel zwischen „Böse“ und „Atmosphäre“ nichts Neues, aber THE TIDAL SLEEP schaffen es auf diesem Album immer wieder, am schnellen Hit vorbeizugehen, etwas mit mehr Tiefe zu kreieren und dennoch richtig schön ins Ohr zu gehen, ohne dabei auf Heavyness verzichten zu müssen. Tja, da braucht absolut niemand mehr in die USA oder Kanada flüchten zu müssen, um ein grandioses und abwechslungsreiches Postharcorealbum hören zu können. Durchdacht, dynamisch, intensiv!

Kai