Von MEL T. EYES werden vermutlich noch nicht viele gehört haben, denn die Melodic Hardcore-Band aus Heilbronn hat mit „Dwellers“ ihr erstes richtig professionell aufgenommenes Studioalbum veröffentlicht. Das neue Album basiert auch zum ersten Mal auf einem Konzept, was der Platte einen schönen Rahmen verleiht.
Dwellers
„Dwellers“ heißt, wie bereits erwähnt, das gute Stück, also „Bewohner“. Das Verb „to dwell“ hingegen bezeichnet das Verweilen an einem bestimmten Ort. MEL T. EYES haben ihr Konzept ziemlich genau durchdacht. In „Dwellers“ geht es um das Verweilen in der Vergangenheit und der damit verbundenen Nostalgie, einer Art Flucht vor der Vergangenheit. Der Dweller selbst befindet sich somit in Disharmonie mit sich selbst. Textlich wird der Dweller in den verschiedenen Liedern aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, von Melancholie bis Optimismus. Lasst euch gesagt sein – es gibt immer einen Ausweg.
„You Can’t Escape"
Was ich an „Dwellers“ sehr schätze, ist die Übermittlung der Emotionen. Der Inhalt wird genau so transmittiert, wie es geplant ist. Die Zerrissenheit, die Verzweiflung, all das findet man in den Songs, die eine Kohärenz zwischen dem Dweller und seinem Wesen sichtbar machen. Man ist regelrecht verliebt in die Simplizität der Backgroundmelodien, die hoffnungsversprechend im Kontrast zu den Screams stehen – da stecken wahre Emotionen dahinter!
MEL T. EYES machen Musik für die Träumer, vielleicht für die Dwellers unter uns, die der harten Realität nicht ins Gesicht blicken wollen oder können. Da das ganze Album nach dem Konzept gestaltet ist und aufgrund der recht schwachen Refrains einzelne Songs kaum separierbar sind, was an sich nicht schlimm ist, stellt sich dennoch die Frage, was MEL T. EYES noch können. Mir fehlt die große Farbpalette an Emotionen, die das Leben sonst noch zu bieten hat – selbst für einen Dweller. Man braucht eine gewisse Variation und Flexibilität, sonst kann die Musik schnell uninteressant werden. Was können wir also als nächstes von dem Quintett erwarten?
Eigentlich sind wir doch alle irgendwie Dwellers, die immer unzufrieden sind mit dem, was sie haben und doch lieber gern in den alten Zeiten schwelgen. Doch das Leben geht weiter, hat Neues zu bieten und man muss sich der Gegenwart stellen, um all das in vollen Zügen erleben zu können, es zu fühlen. Es liegt an jedem Dweller selbst, ob er den Mut hat, den manchmal auch unbequemen Weg zu gehen. Wie heißt das Sprichwort nochmal? Der eigene Weg ist immer der unbequeme, aber der interessanteste.
Tracklist
1 Engraves
2 Sapphire
3 Discomposure
4 Sonder
5 Loathe
6 Inspire (Ft. Mark Chadha)
7 Anesthesia
8 Suffer
9 Retrospect
10 Salvation
Die Band
Gitarre: Aaron Drechsler
Drums: Nils Einfeld
Vocals: Ali Örgey
Bass: Daniel Bauer
Gitarre: Cédric Roser