Bass, Bass, sie haben Bass
Das folgende "Learning Love" schlägt sofort andere Pfade ein, arbeitet mit herrlich verschwurbelten Takten, mit unvorhersehbaren Riffs und ungewöhnlichen Effekten. WIRE LOVE haben einen richtig dicken Basssound, der "Leave The Bones" sehr entgegenkommt und den Druck folglich noch verstärkt. Das durchweg hohe technische und kreative Niveau führt dazu, dass die Münsteraner auf ihrem Debütalbum tatsächlich etwas erfrischend Neues präsentieren.
Die flirrenden Gitarren in "Perfect Machines" fressen sich umgehend ins Ohrwurmzentrum durch, gleiches gilt für die postigen Flächen in "Shadow". Um aber die Exotik von WIRE LOVE zu demonstrieren, eignen sich eher Songs wie "Luminance Forever". Gitarrenläufe, die mehr an Klassik als an Hardcore erinnern, verabreden sich mit einem schon fast poppigen Takt und der daraus kumulierte Sound scheint schlüssig und überzeugend.
Musikalischer Irrgarten mit Sinn
Trotz all dem Lob werden die hier beschriebenen Stärken für manche Hörer zu Schwächen werden. "Leave The Bones" von WIRE LOVE ist kein Album für die Nebenbeibeschallung, will beachtet und aufmerksam gehört werden. Und manches Mal drängt sich der Eindruck auf, dass WIRE LOVE kurz den Plan verloren haben könnten. Im nächsten Moment findet der Song dann aber wieder in die Spur und die eben vermutete Dissonanz entpuppt sich als raffinierter Kniff.
Selbstverständlich beziehen sich auch WIRE LOVE auf diverse Bands, grenzen sich aber durch ganz eigenständige Interpretation deutlich ab. Wo genau ist eigentlich dieses Nest in Münster? Immer wieder kommen scheinbar schon "fertige" Bands aus Münster mit "Debütalben" um die Ecke, die deutlich mehr sind, als das. WIRE LOVE gehören auch dazu.
"Leave The Bones" scheint dem Hörer etwas zu erzählen – ein sperriges, unkonventionelles Album, das sich nicht festlegen will und genau deshalb stark ist.