Prinzipiell vereint das Quintett klassischen atmosphärischen Post-Hardcore mit extrem guttural gesungenen Texten, die – philosophisch angehaucht – ganz nah ans Herz gehen. Von essenziellen Lebensfragen bis hin zu Phrasen, die offen für Interpretation sind, wird nicht nur das Hirn, sondern auch die Seele gefordert. Das einzige Problem ist nur, dass man ohne den Textausdruck das Gesungene eigentlich nicht verstehen kann und man selbst beim Mitlesen des Öfteren Schwierigkeiten hat.
In Peinlichkeit das deutsche Wort
Deutsche Texte zu schreiben ist nicht leicht. Viel zu leicht bleibt man auf einer primitiven Basis stecken, wird übertrieben kitschig oder bedient sich des Schlager-Handbuchs. Es ist wahrlich eine Kunst, lyrisch hochwertige Texte zu schreiben, die nicht nur den Geist unserer Zeit widerspiegeln und Identifikation hervorrufen, sondern auch mit der Musik harmonieren. CALEYA gehören zu den wenigen deutschen Bands, die dieses Handwerk hervorragend meistern und sich nicht mit Kitsch beschmutzen. Tatsächlich sind auf „Lethe“ die besten Lyrics zu finden, die ich seit langem gelesen habe.
Trostland geht gen Ödland
Mit ziemlich guten Riffs, die zum Mitgehen einladen, konzentrieren sie den Zorn, die Aggressivität, die Härte, doch trotz all ihrer Qualitäten (so gut diese auch sein mögen), wird das Album doch recht schnell langweilig. Während die Aufmerksamkeit bei „Golem“ und „Trostland“ noch vorhanden ist, verliert sie sich dann doch recht schnell, da das gerade einmal halbstündige Album doch sehr eintönig ist, was gerade bei der Kürze fatal ist.
Der sich ergebende Eindruck ist, dass CALEYA zwei Sachen gut beherrschen: die Texte und einen Musikstil. Und beides begeistert, keine Frage. Dennoch wird überhaupt keine Variation angeboten. Mehr Mut ist gefragt, mehr Ideen, mehr Farbe, ein Ausbrechen aus der Komfortzone. Vielleicht sollte das Altbewährte mal vergessen werden, um Neues kreieren zu können. In dem Sinne: Lethe.
Tracklist
1.Lawra
2.Golem
3.Trostland
4.Heym
5.Freilicht
6.Trophäe