Stil (Spielzeit): Grindcore/Noise (38:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Relapse/SPV (18.06.2007)
Bewertung: Schlüssige und gute Weiterentwicklung (9/10)
Link: http://www.myspace.com/therealpigdestroyer
Ahh, PIG DESTROYER! Wenige Bands haben mich in den letzten sechs bis sieben Jahren so begeistern können wie dieses wunderbare Krach-Monster, das immer noch nur aus drei Mitgliedern besteht, wobei das Mastermind ein Mann Namens Scott Hull (Gitarre) ist. Das wirklich witzige an PIG DESTROYER ist eigentlich, dass trotz der puren, rohen Aggression, die diese Band aussprüht und die von nur wenigen Bands übertroffen wird, sie eigentlich nur die sanfte Tanzkapelle für Hull ist. Denn Scott Hull ist ebenfalls der alleinige Songwriter und Programmierer der Extreme-Acid-was-auch-immer-Grind-Titanen von AGORAPHOBIC NOSEBLEED, die durch ihre Musik aus 5-Sekunden-Grind-Songs mit bis zu 1000 BPM wohl ein völlig neues Genre geschaffen haben.
Doch zurück zu PIG DESTROYER. „Phantom Limb" müsste, wenn ich richtig informiert bin, bereits das sechste Album für PD sein. Und eins kann man schon von vorne weg sagen: man ist auf keinen Fall softer, langweiliger oder etwa, Gott behüte, eintönig geworden. Der sagenhafte Mix aus supergroovigem Grindcore gemischt mit noisigen Elementen steht immer noch für das Trio. Kann man jedoch mit dem letzten Hit „Terrifyer" (2004, Relapse Records) gleich ziehen oder ihn gar übertreffen? Hier wurde schließlich ordentlich vorgelegt. Nicht nur, dass PD damals 21 Songs in 32 Minuten runterknüppelten und darunter ein paar wirkliche Perlen versteckten, sie legten auch noch die Audio-DVD „Natasha" bei, die ein 37-Minütiges Noise-Spektakel in Dolby Surround 5.1 und Stereo bot.
Und wie sieht es nun mit „Phantom Limb" aus? Nun ja, ich meine gleich ziehen zu „Terrifyer" ja, jedoch nicht übertreffen. Allerdings muss man hinzufügen, dass man diese beiden Alben, ja sogar alle Alben von PIG DESTROYER gar nicht mit „Phantom Limb" vergleichen kann. Zieht man mal den Hidden Track mit seinen 7 ½ Minuten Spielzeit ab kommt man auf gute 31 Minuten für die 14 Songs, was wiederum einen Durchschnitt von guten 2:10 Minuten für einen Song ergibt. Und da haben wir es auch schon: PD haben diesmal längere Songs geschrieben (zum Teil bis zu vier Minuten), was sich vor allen Dingen darin ausdrückt, dass sie eine Menge neue Stampf-, Dampfhammer- und Frickel-Parts haben, ja sogar „Mosh" lässt sich auf „Phantom Limb" finden.
Man hat das Spektrum aus chaotischem Brachial-Grind mit Tonnenweise Groove also um langsame Parts erweitert, was der Musik sehr gut steht. In diesen Momenten erinnern mich PIG DESTROYER wohl am meisten an ALL ELSE FAILED, die oft auf ähnliche Weise diese Stilmittel verwoben haben. Und es sei auch Entwarnung gegeben: nicht alle Songs beinhalten diese neuen Stilelemente. Es finden sich auch viele 1:30-Kracher auf der Platte, gleich vorne weg der Titeltrack, der übrigens mit zu meinen Favoriten gehört.
Mein Fazit: „Phantom Limb" ist im Vergleich mit seinen Vorgängern sicher ein nicht ganz so großer Wurf. Das liegt vor allen Dingen daran, dass die ruhigeren, stampfigen Parts einfach ein wenig von der chaotischen Gewalt der Band ablenken. Doch ich kann mich trotzalledem mit den neuen PD anfreunden, auch wenn ich die alten Sachen immer mehr lieben werde. Und meine anfängliche Abneigung zu den neuen Einflüssen hat sich nach einer Weile auch gelegt. Schließlich sind sie nicht irgendwie plump draufgesetzt, so etwas hätte ich auch nicht von Hull & Co. erwartet, sondern clever eingearbeitet. Insofern kann man bei „Phantom Limb" von einer schlüssigen und guten Weiterentwicklung einer großartigen Band sprechen, die einfach nicht zum Selbstplagiat verkommen wollte.