Norma Jean - Redeemer


Review

Stil (Spielzeit): Chaoscore/Noisecore (41:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (06.11.2006)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.normajeannoise.com, http://www.myspace.com/normajean
Tja, NORMA JEAN, was soll man zu dieser Band sagen? Von einigen dafür gehasst, dass sie ihren christlichen Glauben fast schon exzessiv vermarkten und auch in ihren Texten nicht verheimlichen, von anderen für ihren chaotischen und kompromisslosen Hardcore geliebt. Zumindest die Sache mit der Religion hat sich nicht geändert, denn „Redeemer" ist für NORMA JEAN ein ruhiges Album geworden. Bereits nach dem Abgang von Sänger Josh Scogin zu THE CHARIOT zeichnete sich ein Stilwechsel ab: „O' God, The Aftermath" (2005, Solid State Records) hatte wenig von der rohen Energie, die noch das Erstlingswerk „Bless The Martyr And Kiss The Child" (2002, Solid State Records) versprühte. Zusammen mit dem Wechsel von dem Christen-Underground-Label schlechthin zu einem Major-Label, jedenfalls außerhalb der USA, zeichnet sich ein weiterer Wechsel ab.

„Redeemer" fängt in bester NORMA JEAN-Manier mit chaotischen Gitarren an, entwickelt sich über das Album hinweg aber immermehr weg von dem aggressiven Chaos-Metal, der früher an CONVERGE erinnerte, hin zu chaotischem Hardcore Marke THE BLED. Unterm Strich ist „Redeemer" noisiger als die ersten beiden Alben, hat sogar cleanen Gesang und arbeitet auch schon mal mit Soundflächen und „ruhigen" Parts à la CURL UP AND DIE. So hätte meiner Meinung nach die neue UNDEROATH klingen sollen (die Vocals klingen schließlich schon genauso wie die von Spencer Chamberlain), aber für eine Band wie NORMA JEAN, die mich mit ihrem ersten Album und dem damit verbundenen puren Chaoscore aus den Socken gehauen hat, finde ich diese Musik etwas gewöhnungsbedürftig.

Zwar schreiben NORMA JEAN, dass „Redeemer" ihr bisher persönlichstes Album ist, sowohl textlich als auch musikalisch, und auch die Produktion ist dank Ross Robinson ein echter Knaller, doch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ich mit „Redeemer" nicht so schnell warm wurde wie mit „Bless The Martyr..." oder „O' God...". NORMA JEAN's rohe Ausdruckskraft wurde ausgetauscht gegen eine Mixtur aus THE BLED, CURL UP AND DIE, UNDEROATH und in Ansätzen erinnern mich manche Parts sogar an AT THE DRIVE-IN. Das ist schon eine große Wende, wie ich finde. Eins ist jedenfalls sicher, „Redeemer" ist kein schlechtes Album, aber so überragend wie die ersten beiden und gerade das erste Album ist es auf keinen Fall. Vielleicht sind NORMA JEAN für eine breitere Masse jetzt attraktiver und verträglicher, aber für Chaoscore-Fans könnte „Redeemer" eine herbe Enttäuschung sein.