Rorcal - Myrra, Mordvynn, Marayaa


Review


Stil (Spielzeit): Sludge Doom (74:14)
Label/Vertrieb (VÖ): Thundering Records (2008)
Bewertung: Zwei Schritt vor und einen zurück. [8/10]
Link: http://www.rorcal.com

Nach einigen Kooperationen, Beiträgen und Projekten ist mit diesem Zungenbrecher nun das zweite Album RORCALs erschienen. Der Schöpfungsmythos, der sich hinter dem Titel des Albums verbirgt, ist die Vorlage für den neuesten Wurf der Schweizer Band. Wie so oft ist irgendwann der Punkt erreicht wo man in Rücksicht auf Authentizität und Coolness den einen oder anderen Gang in Sachen Technik zurücknimmt; das zeigt Wirkung: Kritisierte ich unter Vorbehalt bei der letzten Kooperation noch das fehlende Gewicht, werden hier wieder Massive vorgesetzt, die einige Durchläufe erfordern, bevor sie im Ansatz erfasst sind.

Roher, brachialer und weit weniger filigran als gewohnt startet die Band in das Album mit Überlänge. Schleppend langsam, drückend und bleischwer presst sich der russschwarze Klang aus den Instrumenten und der Kehle, die vom Meeresgrund aus wie ein Black Smoker anzuklagen scheint. Zieht man von den neun Stücken noch die drei kurzen Zwischenspiele ab, bekommt man eine vage Vorstellung von dem gewaltigen Umfang der Stücke. Diese verlieren sich aber nicht in wilden und abgehobenen Spielereien sondern trumpfen mit hypnotisierender Monotonie und Gewicht auf.
Auch ruhigere Passagen verzichten auf Komplexität und klimpern streckenweise ernüchternd simpel aus den elektronischen Gitarren. Abwechselung schaffen Kunstpausen und das unberechenbare, wenngleich doch schläfrige Schlagzeug, das die Atmosphäre abrundet. Die über alle Maßen sphärischen, sanfteren Spuren überlagern das felsharte Gerüst schleichend, schieben sich fast unbemerkt in den Vordergrund und geben den unwirklichen Landschaften eine zarte, fremde Schönheit. Bei aller Bewunderung sei aber betont, dass sich die Schönheit nur Leuten erschließen wird, die ohnehin einen Hang zu lärmenden, ausladenden, düsteren und schweren Klängen haben, die gefährlich nah am Grenzbereich der Musik spielen.

Denn die Band macht es Quereinsteigern schwer. Es ist eher ein Album für einzelne, musikalische Alchimisten, als für die Masse an Freunden alternativer Musik: Alchimisten, die aus der Kakophonie ihr emotionales Destillat ziehen können. Wer im Heimgebrauch oder unterwegs gerne mit Überdosen an Untergang, Dunkelheit und schwarzen Strumpflöchern hantiert, sollte auf der Suche nach dem Glück soviel Freizeit opfern, da dieses Machwerk definitiv Profil, Charakterstärke und Substanz vorzuweisen hat. Ich warte mit Spannung auf eine Fortsetzung.