Sights & Sounds - Monolith Tipp




Stil (Spielzeit): Atmosphärischer Posthardcore, Indi, Alternative, Prog (64:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Redfield / Cargo (26.06.09)
Bewertung: 9,5 /10

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Wow - es ist relativ selten, ein so stimmiges Gesamtkunstwerk in den Händen zu halten. Bereits das Digipack nimmt mich gefangen und bereitet schon auf die nun folgende Musik vor. In der geht es nämlich genauso sehr um Atmosphäre wie im Booklet - und in beiden Fällen ist es den Machern der CD auch gelungen, eben diese auch wirklich ergreifend zu transportieren.

Und dabei geht es hier gar nicht mal immer um die großen Gesten - bei SIGHTS & SOUNDS kommt die ganze Klaviatur der Gefühle zum tragen und so können sie hier von ganz, ganz leise bis brachial nach vorne gehen, ohne dass es Irritationen oder einen Bruch im Fluss des Albums gäbe. Dicht verwurzelt im Posthardcore aber mit den Fühlern im Indi und Alternative-Sektor fährt diese All-Star-Combo einen Sound, der zwar die besten Momente von Bands wie JIMMY EAT WORLD, THE APPLESEED CAST, den FOO FIGHTERS, den GET UP KIDS, THE FORECAST und anderen Größen in sich trägt, mischen das Ganze aber irgendwie zu einem absolut selbstständigen Sound zusammen: Hut ab!

Habe ich grade All-Star-Combo gesagt? Nun bei S &S handelt es sich um den COMEBACK KID-Sänger, dessen Bruder direkt auch mit am Schlagzeug sitzt. Die anderen Mitglieder könnten manche von SICK CITY und FIGURE FOUR kennen - Erfahrung im Musikzieren kann man also getrost attestieren. Und genau so klingt das Album auch: mal etwas anderes ausprobieren, bei gleichzeitigem Wissen um die eigenen Stärken. Und wer hätte gedacht, dass Herr Neufeld so gut singen kann, wenn er nicht schreien muss? In den 14 Songs setzt er seine Stimme ziemlich variabel ein, geht aber immer mit der Dynamik der Songs und jagt dem Hörer die eine oder andere Gänsehaut über die Arme.

Manchmal gibt es treibende und nach vorne gehende Stücke, die eventuell auch UNDEROATH hätten schreiben können, wenn sie nach „They Are Only..." den anderen Weg (nämlich in Richtung Pop) gewählt hätten und im nächsten Moment spielen sie ein atmosphärisches Monster ein, welches direkt das Kopfkino anschmeißt. Gut, die Im Info erwähnten asiatischen Einflüsse kann ich zwar ums Verrecken nicht raushören (wer mir da weiterhelfen kann: nur zu!), aber dafür lasse ich mich sehr gerne von der bombastischen Produktion gefangen nehmen. Hier greifen Songs und Sound wirklich perfekt in einander - umso gespannter bin ich, ob die Jungs das auch live so umsetzen können (wenn z.B. der ganze Hall und Bombast fehlen).

Nur weil die Mitglieder aus einer Band bereits auf anderen Gebieten etwas geleistet haben (und der COMEBACK KID-Sound ist hier wirklich meilenweit entfernt von), muss deren neues Werk ja nicht zwangläufig gut sein - oftmals klingen solche Platten ja auch gerne mal nach „nettem Versuch" und Abwechslung vom Alltag, aber SIGHTS & SOUNDS haben hier definitiv ein Album abgeliefert, das mehr als nur eigenständig ist und welches eine volle Daseinsberechtigung ausstrahlt. Mich begeistert dieses Debüt-Album (nach einer EP) so dermaßen, dass ich mir eine voll funktionsfähige Band wünsche, die auch bei uns auf Tour geht und in der Zukunft noch mehrere Alben in dieser Qualität abliefern wird. Was die Kanadier hier zusammen mit Devin Townsend im Studio ausgetüftelt haben ist wirklich ganz großes Kino. Gratulation in Richtung Redfield Records!

 
Kai