June In December - Corntendon EP




Stil (Spielzeit): Indi, Posthardcore, Jazz, Pop (16:14)
Label/Vertrieb (VÖ): DIY (2008)
Bewertung: 7 / 10

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Frauengesang kann ja manchmal so eine Sache für sich sein. Bei den Niederländern von JUNE IN DECEMBER trifft dieser sehr hohle, klare und teilweise sehr einschmeichelnde Gesang auf böse Screams und eine Menge Lust zu experimentieren. Und siehe da, hier funktioniert es.

Wenn man nur einen Song wie „Bang! Cock" hört (das Video dazu ist unter diesem Text), könnte man hier an Emopop oder gar nur Pop denken. Aber das Schlagzeug zeigt immer wieder gerne kleine Akzente, die so im Pop vermutlich selten genutzt werden - und dann kommt nach einer ziemlich langen Popsongzeit auf einmal doch noch das Geschrei und die Gitarren werden zumindest ein wenig härter. In anderen Songs dürfen dann dafür Jazzelemente mit an Board oder Alternative-Riffs den Ton angeben. Ein Klavier tobt sich munter aus bzw. kann sich auch wenn es gebraucht wird im Hintergrund halten, bis auf einmal eine leichtes FALL OF TRY-Riff um die Ecke schaut. Hier passiert also in fünf Songs eine ganze Menge.

Manche der Kurven, die sie nehmen wirken etwas abwegig und so muss nicht jeder tolle Part immer 100 pro in den Song passen - dafür haben sie aber wenigstens genügend gute Parts auf der Pfanne. Außerdem ist die Produktion ziemlich sympathisch: nicht so auf dicke Hose, nicht so modern, angenehmer Popappeal und klar im Posthardcore verwurzelt. Auch wenn das jetzt nach einer absoluten Lobhudelei klingt, kann man bei den fünf Nachbarn noch eine ganze menge Luft nach oben sehen, aber dafür, dass dies hier alles selber auf die Beine gestellt wurde muss man ihnen schon mit Respekt gegenüber stehen. Und irgendwie steht ihnen der Pop doch auch ganz gut!

Ich bin auch bei jedem Hördurchgang überrascht, warum mir das so gut gefällt. Die Stimme erweckt irgendwie Erinnerungen an die Horden von durchschnittlichen Rockbands, die man auf lokalen Konzerten immer wieder sieht und weswegen man sich ab und zu fremdgeschämt oder zumindest gelangweilt hat. Aber bei JUNE IN DECEMBER passt das eigentlich gar nicht. Zwar ist die Stimme sehr, sehr hoch und lieblich, aber es passt einfach sehr gut zu der Musik, die ab und zu richtig sonnige Momente zelebriert. Man muss sie nur lassen und es auf sich wirken lassen, dann fügen sich die ganzen Puzzleteile zusammen und ergeben richtig schönen Indi/Jazz/Posthardcore/Pop-Was-Auch-Immer. Bin gespannt, wie das mal auf Albumlänge klingen wird, wobei ich mir sowohl positive als auch negative Auswirkungen vorstellen kann. Mit dieser EP dagegen können sich die Niederländer auf jeden Fall wirklich sehen lassen. Und da ich solchen DIY-Künstlern immer sehr positiv gegenüber stehe gibt es von mir sieben Punkte.

 



 
Kai