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Die einst dem Hardcore verschriebenen POISON THE WELL bringen nach nun bereits fünf Veröffentlichungen ihren neusten Streich "The Tropic Rot" an den Start und es scheint so, als machen die Jungs aus Miami dort weiter, wo sie mit ihrer letzten Platte "Versions" aufgehört haben. Dreckig angezerrte Südstaaten-Gitarren treffen auf schwammige und groovende Drums und eine der unverwechselbarsten Stimmen aus diesem Genre. Psychedelisch, hitzig und hypnotisierend sind die POISON THE WELL von 2009 und haben über die letzten Jahre eine musikalische Entwicklung hingelegt, wie man sie beispielsweise von CAVE IN kennt.
Ihrem Stil weitgehend treu geblieben erschaffen die Jungs mit "The Tropic Rot" elf Songs, welche zum Teil gut und gerne als Score eines Jarmusch- oder Tarantinofilms durchgehen könnten - düster, atmosphärisch und irgendwie oldschool kommt der Sound aus den Boxen. Dem ersten Track lauschend, "Exist Underground", wird der Hörer einer zähen und rauhen Soundwand ausgesetzt, schleppende Rhythmen, teilweise dissonante und rockig angezerrte Gitarren und das altbekannte hypnotisierende Stimmchen von Sänger Jeffrey Moreira - bis hier ist das nichts neues, möchte man meinen und tatsächlich bedarf es auch bei "The Tropic Rot" wieder einmal mehrere Durchläufe, bis die anfänglich etwas schwer verdaulichen Songs zünden und Spaß machen. Der zweite Track folgt, "Sparks It Will Rain" sprüht vor Spannungsbögen und Dynamik und zaubert dem Hörer schon zu Beginn ein etwas schmutziges Lächeln aufs Gesicht - POISON THE WELL haben nach "Versions" augenscheinlich ihren Stil gefunden und fahren mit ihrem oldschooligen Post-Hardcore Hybriden auch ziemlich gut. Der dritte Track "Cinema" kommt dann zur Abwechslung als treibende, auf rockigem Uptempo gehaltene depressive Dampfwalze daher, die unkonventionellen Harmonien und hitzigen Hook-Lines stellen bei diesem als auch bei den weiteren Songs des "Versions"-Sequels unter Beweis, dass POISON THE WELL mindestens seit ihrem Szene-Kracher "You Come Before You" als eine der unverwechselbarsten und wandelbarsten Bands des Genres gelten. Konventionellen Songstrukturen überdrüssig verzichten die Jungs 2009 ein weiteres Mal auf jedwege Poppigkeit, trotz allem lassen den Hörer so geniale Hook-Lines wie aus "Antartica Inside Me" oder "Celebrate The Pyre" nicht mehr los, fräsen
sie sich doch geradezu in die Gehörgänge ein und nehmen dort berechtigt Platz ein - nicht selten erwischte ich mich selbst beim unbewussten Summen einiger "The Tropic Rot" - Melodien, sehnsüchtig darauf wartend, dieser weitaus mehr als guten Platte ein weiteres Mal lauschen zu dürfen.
Dynamik, Atmosphäre und ein Hang zur Theatralik - das war nicht unlängst das Erfolgsgeheimnis, welches POISON THE WELL als Band so unverwechselbar und geheimnisvoll machte. "The Tropic Rot" knüpft nahtlos an "Versions" an, musikalisch nicht gewandelt, jedoch entwickelt hat sich die Combo und stellt mit dem Elf-Tracker ein weiteres Mal unter Beweis, dass es zum Ohrwurm keinen Pop-Song braucht - Obzwar die POISON THE WELL von 2009 fürs erste etwas schwer verdaulich sind und man nach dem ersten Durchlauf der Platte definitiv etwas Zeit zum Runterkommen braucht, freut man sich mit der Zeit doch immer mehr auf jedes erneute Einlegen der Platte, um sich ein weiteres Mal von der stressig hitzigen, sowohl depressiven als auch hypnotischen Atmosphäre der Jungs einhüllen zu lassen. Anfänglich etwas schwächer erstrahlt "The Tropic Rot" gegen Mitte in großem Licht und braucht definitiv keine Vergleiche zu dem experimentellen Vorgänger "Versions" zu scheuen. Kein Hardcore mehr, aber typisch POISON THE WELL - Reinhören ist Pflicht.
Label/Vertrieb: Ferret Music
Stil (Spielzeit): Experimental Rock / Post-Hardcore (47:40)
Bewertung: 8 / 10 Punkten