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Wenn Pop und Pomp Hand in Hand gehen, werden normalerweise starke Reaktionen erzeugt - wie auch immer die dann aussehen. Und was das angeht, setzen ARCONA COMES aus Bielefeld so ziemlich alles auf eine Karte.
Aufgenommen in einem Studio, in dem ansonsten eher Platte entstehen, die wohl weniger zum BYE-Kontext passen, besticht der glasklare und bombastische Sound dieses Debüts ab der ersten Minute. Allerdings muss man das auch mögen, denn es kann auch schnell zu viel sein. In meinem Falle haben sie mich allerdings - bei SIGHTS & SOUNDS war der Klang ja auch mitverantwortlich für das Meisterstück. Die Musik liegt irgendwo zwischen den genannten S&S, 30 SECONDS TO MARS, JIMMY EAT WORLD und all diesen kuscheligen Emo/Indinbands. Glücklicherweise können AC aber auch mal etwas wüster in die Runde schauen und so dürfen die Gitarren auch mal ordentlich riffen (anstatt nur zu klimpern und Soundwände zu erschaffen) und auch eine Doublebase darf mal ganz kurz ausgepackt werden. Fehlende Abwechslung kann man dem Fünfer nun wirklich nicht vorwerfen.
Wie bei vielen sehr poppigen Bands liegt auch hier das Hauptaugenmerk wohl auf dem Gesang, der sehr klar, manchmal sehr hoch und immer, immer sehr melodisch ist: ab und zu gelingen ihnen richtige kleinen Hymnen, bei denen die Sonne aufzugehen scheint. Überhaupt ist „All The Clocks Slow Down" ein Album geworden, welches der perfekte Soundtrack für einen lauen Sommerabend zu sein scheint. Die Melodien sind so einschmeichelnd, dass man Angst bekommen kann, sie bleiben ewig im eigenen Ohr. Zwar ist sehr viel Melancholie mit dabei, trotzdem möchte ich es mal als ein richtiges „Wohlfühlalbum" bezeichnen - und das meine ich tatsächlich positiv. Aber manchmal ist es ja auch eben etwas sehr schönes, sich in seiner eigenen Melancholie zu suhlen.
Früher nannten sich die Jungs noch END OF THE LINE und waren eine ganze Ecke schrammeliger unterwegs. Jetzt haben sie den Prunk für sich entdeckt und die ganz, ganz großen Gesten. Hier ist nichts kleinkariert - hier wird alles mit der ganz großen Kelle ausgeschenkt. Was natürlich ziemlich angreifbar macht. Aber die Herren müssen so ein großes Selbstbewusstsein als Band haben, dass ihnen das vermutlich total am Arsch vorbei geht. Aber mit solch schmissigen Songs ist da auch kein wunder.
Musikalisch gesehen wildern sie in ziemlich vielen Kisten mit den Beschriftungen Emo, Punk, Posthardcore, Indi, Pop undwasweißich und setzen ihre Songs sehr gekonnt daraus zusammen um dann eine Wahnsinnsmelodie draufzusetzen. Natürlich ist das nichts Neues und nichts innovatives, aber es klingt einfach geil - und da scheint das dicke Studio tatsächlich einen großen Beitrag geleistet zu haben. Aber wie eingangs erwähnt, muss man schon eine große Portion Pop vertragen können, um das hier zu genießen. Ich jedenfalls kann das. Wirklich ein tolles Debüt.
Label/Vertrieb: Volt (13.07.09)
Stil (Spielzeit): PostHardcore, Emo, Indi, Pop (38:33)
Bewertung: 8 / 10 Punkten