THE USED wären heute sicher eine der größten wenn nicht sogar die größte Band des Emo-/ Screamo Genres, hätten die vier Jungs aus Orem, Utah sich nicht immer wieder durch zu kurze und uninspirierte Live-Auftritte selbst Steine in den Weg gelegt. Auf die Alben bezogen, haben mich bisher alle drei Vorgänger überzeugt, obwohl das letzte Album „Lies For The Liars" mir insgesamt zu glatt und überproduziert war. Auch mit den Lyrics, die sich hauptsächlich mit dem Thema Aggressionen gegen andere beschäftigen, konnte ich mich nicht wirklich identifizieren.
Allerdings hat mich die danach folgende EP „Shallow Believer" mit den unveröffentlichten B-Sides und wieder deutlich roherem Sound der Band absolut positiv überrascht und ich war gespannt auf das vierte Album. Die vorab veröffentlichte Single „Blood On My Hands" von „Artwork" schürte meine Vorfreude nur noch mehr, denn dieser Song ist durch seine Metalriffs absolut untypisch for THE USED.
Und heute liegt sie endlich vor mir - die neue CD von THE USED mit einem krassen Cover, auf dem jemand in der einen Hand eine Art antike Spritze hält, um damit auf den anderen Arm das Wort „Work" zu ritzen. Gross- („Ekel") Pop nennen THE USED die neue Musikrichtung, die sie eingeschlagen haben und passend hierzu ist auch das erste Video zur Single „Blood On My Hands", welches gleichzeitig den Opener des Albums darstellt, ausgefallen. Es zeigt einen besessenen Bert, der einen Serienkiller und Kinderschänder jagt und ihn später blutrünstig ermordet. Letztendlich wird der Sänger dann aber für seine Tat selbst hingerichtet.
„Blood On My Hands" ist ein absolut würdiger Opener für das Album - allerdings lässt sich „Artwork" insgesamt nicht über diesen Song und dessen Inhalt definieren. Schon der zweite Song „Empty With You" startet deutlich poppiger und ruhiger - entwickelt sich später aber zu einer eingänigen Mid-Tempo-Nummer mit einem sehr einprägsamen Refrain und niedlichen Lyrics wie „You could be empty and I can be right here empty with you", die jedes Emo-Herz höher schlagen lassen werden.
Das darauf folgende „Born To Quit" hat einen hammer Refrain, bei dem man einfach mitsingen oder -schreien muss und ist absolut stadiontauglich. Ich kann mir nicht helfen - aber abgesehen von den Lyrics, in denen es um Selbstzweifel geht, erinnert mich „Born To Quit" bei jedem Hördurchgang mehr an BON JOVI. Ob das nun positiv oder negativ ist, sei dahingestellt. Ich jedenfalls liebe diesen Song.
„Kissing You Goodbye" ist stimmungstechnisch wohl der traurigste Song, den THE USED je geschrieben haben und Bert singt ihn mit einer Zerbrechlichkeit in der Stimme, die absolute Gänsehaut garantiert. Die entstandene traurige Stimmung geht mit den nächsten Songs „Sold My Soul", „Watered Down" und besonders dem Hymnenartigen „On The Cross" in Wut über. Betont wird das - allerdings nur in der amerikanischen Version der Scheibe - besonders durch Zitate des afroamerikanischen Muslimführers Khalid Abdul Muhammad wie „Get Outta Town By Sundown. I Say If They Don't Get Outta Town, We kill the men, we kill the women, we kill the children, we kill the babys,...". Keine leichte Kost.
Das jetzt folgende "Come Undone" befaßt sich textlich damit, dass der Protagonist sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird. Wahrscheinlich eine Anspielung des Sängers auf seine frühere Drogensucht. Musikalisch ist „Come Undone" eine etwas härtere Nummer, die zum Ende hin begleitet durch intensiveres Drumming immer aggressiver wird.
„Meant To Die" ist eine rockige Up-Tempo-Nummer, die laut Berts laut eigener Aussage vom Tod von Schauspieler Heath Ledger handelt. Atmosphärisch und ausschließlich instrumental startet danach „The Best Of Me", wird dann aber plötzlich wesentlich härter, beinhaltet unvorhersehbare Breaks, wechselt häufiger das Tempo und enthält die einzigen Screams von Bert auf dem ganzen Album. Mit „Men Are All The Same" findet „Artwork" dann einen gelungenen Abschluss, denn der Song greift einige Melodien und Textphrasen vorheriger Songs des Albums wieder auf wie beispielsweise Parts aus „Kissing You Goodbye".
THE USED haben mit „Artwork" für mich ihr bisheriges Meisterwerk geschaffen. Das Album hat durchweg keinen Hänger, zeigt die Band gereift und die tolle Produktion von Matt Squire (Taking Back Sunday, Panic At The Disco) rundet das ganze noch ab ohne das Album zu glatt wirken zu lassen. Ein absolut atemberaubendes akustisches Erlebnis mit Suchtfaktor!