Stil/Spielzeit: Metal, Hardcore, Punk (29:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Deathwish/ Indigo (27.10.09)
Bewertung: 8 / 10
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Hach, es tut ja so gut, zwischendurch mal wieder eine Platte zu hören, die sich zwar den Bezugspunkten Hardcore, Metal (und Punk) zuordnet, sich aber eben so wohltuend von dem abhebt, was meisthin unter MetalCore läuft. Nicht, dass ich etwas gegen eben jene Musikrichtung hätte, aber die Stagnation und das Kopistentum in diesem Bereich lässt meine Ohren doch einfach viel zu stark abstumpfen. Wie gut, dass es RISE AND FALL aus Belgien gibt, dich zwar irgendwie zu dieser Musik-Schublade gehören, aber eben ihren komplett eigenen Soundmachen.
Und der ist dreckig, düster und heftig. Hier werden die ganzen Standartriffs umgangen und die Möglichkeiten ausgelotet, wie man Hardcore und Metal verbinden, dabei einen Schuss Posthardcore-Atmosphäre einbringen und sich wohltuend vom Rest abheben kann. Hier wird nicht aufgeteilt zwischen moshigen und gerifften Strophen und dem Akkorde-Refrain, nein, die Songs fließen einfach und verdunkeln den Horizont – „To The Bottom“ ist da ein schönes Beispiel. Verzweiflung, Wut und Aggressionen keimen auf und werden nur ab und zu von kleinen Inseln der kurzen Ruhe unterbrochen – THE HOPE CONSPIRACY fallen einem ein.
Mit „Into Oblivion“ haben die Deathwish-Europäer vor vier Jahren ein Zeichen gesetzt und mit „Our Circle Is Vicious“ wird jetzt nachgelegt. Dunkler und leicht progressiver Hardcore mit starker Metalkante, der aber nicht in Klischees verfällt. Und so bewegen sie sich zwischen Prügelparts, Krachorgien und Klimperpassagen hin und her während sich Sänger Bjorn die Lunge aus dem Leib kotzt. Kein Wunder, dass Deathwish auf die Belgier aufmerksam geworden sind. Die Gitarrenarbeit (und sie spielen übrigens nur mit einer Gitarre, was ihren Sound definitiv auch prägt, wenn zum Beispiel ein Gitarrensolo über dem Bass schwebt etc.) hat einen eigenen Stil und lässt die Belgier in einem eigenen Licht erstrahlen. Natürlich ist dadurch nicht unbedingt eine 100%ige Abwechslung garantiert, aber wenn man sich die Tonnen von Bands vor Augen führt, die lediglich Göteborg-Riffs mit Moshparts und Refrains mischen und dieses Rezept auf dem ganzen Album stur durchziehen, dann sind RISE AND FALL in der Tat wesentlich abwechslungsreicher. Zwar kann der Gesang keinerlei neue Facetten bringen, aber was soll`s?
Die Stärke der Belgier liegt nicht nur in dem oben beschriebenem Anderes-Sein, sondern vor allem auch in der Verstörtheit, die sie auslösen. Hier klingt nichts positiv, keine Hoffnung scheint in Sicht zu sein und trotzdem strotzt das Quartett nur so vor Kraft und Intensität. Ein einziger Brocken aus Hass, Wut und Verzweiflung, den der Hörer erstmal überstehen muss. Mir hätte es zwar noch eine ganze Ecke mehr gefallen, wenn entweder die Songs ein wenig mehr auf Hit getrimmt (jaja, ich weiß…) oder die Posthardcore-Elemente noch weiter ausgebaut wären, wie z.B. bei „In Circles“ . Trotzdem ist „Our Circle…“ ein mehr als beachtliches Werk, auf dem die Belgier sehr vielen Kollegen zeigen, wie man es machen sollte.