In The Cage - Talk Is Cheap

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Stil (Spielzeit): Hardcore (15:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Burnside Records (01.07.09)
Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.myspace.com/inthecageitc
Harter Kern in metallisch schimmernder Hülle... Das ist genau der Shit, den ich hören will, wenn mal wieder alles schief läuft und die eigene mentale Defensive nicht ausreicht, um dem unaufhörlich auf mich niederprassenden Kotzeschwall namens Leben Parole zu bieten. In solch einem Moment ist es stets die beste Medizin, sich angepisste Hardcore-Scheiben wie „Talk Is Cheap“ reinzuziehen und die hasserfüllten Musiker das in die Welt schreien zu lassen, was man selber seinem Chef oder wem auch immer nicht ins Gesicht zu sagen wagt. Und in genau diesen Momenten scheint die viertelstündige Debut-EP von IN THE CAGE auch aufgenommen worden zu sein. Ein in feindselige Schallwellen verpackter, erhobener Mittelfinger.

Gleich der Opener „Hate makes the world go around“ schlägt Dir ohne Intro oder irgend eine Vorwarnung ins Gesicht. Ganz egal, wie laut Deine Anlage bereits aufgedreht ist – spätestens nach fünfundvierzig Sekunden, wenn die erste Strophe beginnt, sind Nachbarn, Mitbewohner und Ohrenärzte auf der Prioritätenleiter ganz klar von den vier Österreichern überholt worden und die Hand greift automatisch nach dem Lautstärkeregler. Genau so muss frustrierter Hardcore mit ordentlichem Metal-Einschlag klingen! Nichts gegen HATEBREED – ich liebe die Jungs, doch an IN THE CAGE kann sich selbst die Truppe um Jamey Jasta in Sachen Aggressivität noch ein Scheibchen abschneiden. Hier findet man definitiv keine poppigen Ansätze. „Talk Is Cheap“ ist ein AGNOSTIC FRONT-Album im fetten Soundgewand.

Vergleichbar mit BIOHAZARD oder MADBALL setzen auch IN THE CAGE vorwiegend auf groovende Midtempo-Passagen, welche selbstverständlich auch vereinzelt durch Hardcore-typische, etwas schnellere Parts abgewechselt werden. Überwiegend werden jedoch die Nackenmuskeln durch fettes, beatbetontes Riffing in Verbindung mit relativ simplem, aber außerordentlich effektivem Drumming strapaziert. Der nicht einmal zweiminütige Titeltrack zum Beispiel fährt mit einem derartig mitreißenden Halbsekunden-Takt auf, dass man gar nicht merkt, wie euphorisch die eigenen geschlossenen Fäuste durch die Luft wirbeln. Diese Intensität wird nur vom darauffolgenden „Infected the minds“ getoppt. Diese Hookline gehört zu den besten, die ich jemals im modernen Hardcore-Sektor hören durfte. Absoluter Anspieltipp!

Ja, doch, „The General“, „Heidi“, „Empire“ und „Moe“, wie sich die Jungs von IN THE CAGE nennen, haben mich absolut überzeugt und meine Erwartungen an das hoffentlich bald folgende Full-Length-Album geweckt. Und ich verspreche an dieser Stelle jedem, der sich mit etwas langsamerem, kopfnickertauglichem und von diversen Thrashmetal-Bands beeinflusstem Hardcore der neuen Schule anfreunden kann, dass es dem genau so ergehen wird. Hörst Du BORN FROM PAIN? Wünschst Du Dir manchmal, Roger Miret würde bei HATEBREED einsteigen? Und Du weißt, dass PANTERA sowieso unantastbar sind? Dann zieh Dir IN THE CAGE rein und freu Dich!

Ganz besonders gefällt mir auch der Sound auf diesem siebenteiligen Wutausbruch. Die Gitarren klingen wirklich fett, ohne jedoch großartig künstlich in Szene gesetzt zu wirken. Das ist die perfekte Mischung aus rotziger, klassischer Strassen-Attitüde und professioneller, zeitgemäßer Tontechnik. Dazu gesellen sich wummernde Basedrum, dumpfe Snare und das Ganze perfekt untermalende Bleche. Zusammen mit der von nicht gerade zurückhaltendem Umgang mit Alkohol und Zigaretten zeugenden Stimme des Frontmannes ergibt das dann jenes Gesamtbild, welches nun bereits seit Tagen in meiner Anlage rauf und runter läuft. Und wenn es an diesem Gesamtbild etwas negativ anzumerken gibt, dann ist das höchstens die kurze Laufzeit und damit verbunden die Erkenntnis, dass die Songs nach dem zwanzigsten Durchlauf doch etwas von ihrem Glanz verlieren. Deswegen auch „nur“ acht Punkte. Es gibt durchaus Bands, welche die Langzeitmotivation durch etwas komplexere und innovativere Songstrukturen noch um einiges länger aufrecht erhalten können...