Die Stimme kenne ich doch irgendwoher?
Für alle, die es noch nicht wissen, Straylight Run bestehen zu 2 Teilen aus ehemaligen Taking Back Sunday Mitgliedern, die selbige Band direkt nach dem extrem erfolgreichen Debut verließen, um ihrer eigenen Vision nachzugehen. Da wollte wohl jemand lieber seine eigenen musikalischen Vorstellungen umsetzen, anstatt im mittlerweile regelrecht formelhaften Emoeinheitsbrei seine Integrität zu verlieren. Nun gut, Taking Back Sunday sind nach wie vor aus dem Emobereich hervorzuheben, aber trotzdem hat sich der Zusammenschluss unter dem Namen Straylight Run als Volltreffer herausgestellt.
Nach dem selbstbetitelten Debut von 2004 bringen die drei Herren und die Dame nun die E.P „Prepare To Be Wrong“ via Victory auf den Markt. Und wer jetzt denkt: „Ah, alles klar, ehemals Taking Back Sunday und auf Victory-Records draußen – kann ich mir schon vorstellen wie das klingt“, dem sei der Titel der E.P um die Ohren gehauen. Klar klingt das hier irgendwie nach Emo, klar kann man hören, dass sich beim Gesang auch mal ein Krächzen/Schreien einbringen darf, das war`s aber auch schon. Auch die Bezeichnung „Piano-Emo“ ist im Grunde ziemlich armselig, aber irgendwas muss ich ja schreiben. Dieses wunderschöne Kleinod wird durch eine klare, träumerische Frauenstimme eröffnet und mit einem Bob Dylan Anti-Kriegs-Cover („With God On Our Side“) beendet. Dazwischen finden sich jede Menge große Melodien, Herzschmerz und offene Kritik an der Irakhaltung der USA (vor allem beim Übersong „Hands In The Sky“).
Natürlich ist diese Platte jedem zu empfehlen, der Taking Back Sunday mag. Aber ich denke, dass die eigentliche Zielgruppe eher bei Leuten liegt, die auf Bright Eyes und die ganze Saddle Creek- Mischpoke, Death Cab For Cutie etc. stehen. Wer hier typischen Emo mit Bratgitarren und „Baby, baby, i paint my fingernails black because I`m lonely“-Lyrics erwartet, wird ordentlich enttäuscht sein. Wer bereits gehofft hatte, dass sich dieses Genre auch auf der ruhigeren Seite weiterentwickelt, wird hier mit 6 klasse Songs belohnt (mindestens 2 Lieder, die es mit „Existentialism On Prom Night“ vom Debut aufnehmen können). Nur Schade, dass es noch für kein neues Album gereicht hat. Ich hätte gerne mehr Songs gehabt…
Stil (Spielzeit): "Piano-Emo" (29:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory/Soulfood (04.10.05)
Bewertung: 7,5/10