Geschrieben von Busuzima Mittwoch, 03 Februar 2010 15:25
Nashgul – El Dia Despues Al Fin De La Humanidad
Stil (Spielzeit): Grindcore (26:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Power It Up (02.10.09)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/nashgul
Runde Sache… Fängt gut an, hält sich in der Mitte wacker im überdurchschnittlichen Bereich und endet solide. Die vier lässigen Spanier verstehen definitiv etwas von ihrem Handwerk. Und dieses Handwerk wird gemeinhin als Grindcore der alten Schule bezeichnet. Das gefällt! Bereits das ansprechende Coverartwork sollte eigentlich die Blicke eines jeden echten Grindfreaks auf sich ziehen. Die ziemlich verkifft in die Kamera schauenden Bandmitglieder zieren die Rückseite, während vorne eine Zombiehorde über einige wehrlose Soldaten herfällt. Und genau so klingen NASHGUL. Wie ein wütender Mob außer Kontrolle geratener Individuen, welche ohne ersichtlichen Grund mit Knüppeln und sechssaitigen Mistgabeln auf die vollkommen hilflose Hörerschaft losgehen. Überleben wird nur, wer ausreichend Erfahrung im Umgang mit derartig aufgebrachten Meuten hat und der psychischen Belastung der ungehaltenen Knüppeleien standhalten kann. Survival of the strongest! Du hältst Dich für hart, weil Du das neueste CANNIBAL CORPSE-Album besitzst? Das, was die unerbittlichen Forken von Dir übrig lassen, möge in Frieden ruhen... Du denkst, Härte wird ausschließlich durch einen fetten, modernen Sound, wie ihn all diese Deathcore-Grüppchen auffahren, definiert? Mögest Du bloß unentdeckt bleiben, wenn Du, eingeschüchtert von den markerschütternden Kriegsschreien der vordersten Front, zitternd unter Deines Nächsten leblosen Körper verharrst...
Wenn Du jedoch in Deinem verschlissenen NAPALM DEATH-Shirt erst einmal die voll aufgedrehte EXTREME NOISE TERROR-Scheibe pausieren und den Blunt aus der Hand legen musst, um interessiert das turbulente Treiben auf den Strassen verfolgen zu können, dann bist Du sozusagen prädestiniert dafür, der Schlacht beizuwohnen. Schließ Dich der NASHGUL-Horde an und mäh all die jämmerlichen Weicheier nieder, die zu schwach sind, um auf Melodien, Refrains und Gitarrensoli in ihrer Musik verzichten zu können. Für solch überflüssigen Schnickschnack ist auf „El Dia Despues Al Fin De La Humanidad“, also am Tag nach der Auslöschung der Menschheit, einfach keine Zeit. Den neunzehn akustischen Kriegsmanövern wurde nicht einmal eine halbe Stunde Zeit eingeräumt. Dann muss der Drops gelutscht sein.
Die taktische Vorgehensweise dieser neunzehn Schachzüge ist zwar außerordentlich effektiv, doch auch sehr leicht nachvollziehbar. Was will man von einer Meute Untoter auch anderes erwarten? Komplexe, strategisch hochwertige Tüfteleien? Unvorhersehbare Wendungen? Quatsch. Voll in die Fresse! Auf Verluste wird keine Rücksicht genommen. Das hier ist vertonte Anti-Strategie... Die sterilen Bratgitarren hauen ein Oldschool-Riff nach dem anderen raus, unterstrichen von einem richtig schön knarrenden Bass. Dazu gesellt sich ein Drummer, welcher die Aufnahmen zum ersten NASHGUL-Longplayer wohl als eine Art Aggressionsbewältigungs-Therapie ansah und dementsprechend daherrumpelt, dass die Ohren nur so flattern. Das ist jedoch noch nicht alles. Immer wieder wird das chaotische Grindcore-Geblaste durch richtig geile, geradezu Deathmetal-artige Midtempo-Passagen durchbrochen, die keinen Kopf stillstehen lassen dürften. Diese Mischung aus schnellen, blechlastigen Blastbeats und solidem Stoff für die Headbang-Fraktion ist zwar alles andere als neuartig, aber das bringt die Zuneigung zur alten Schule und deren Helden nun mal so mit sich...
Die einzig negative Nebenwirkung dieser Oldschool-Attitüde ist der Sound. Dieser ist für heutige Maßstäbe natürlich etwas obsolet und so klingt auch „El Dia Despues Al Fin De La Humanidad“ recht kantig. Aber das gehört halt einfach dazu. Wer TERRORIZER und alte NAPALM DEATH ebenso verehrt wie HAEMORRHAGE, an welche ich mich beim Hören dieser Scheibe irgendwie durchgehend erinnert fühle, der wird mit Sicherheit Gefallen an NASHGUL finden. Die einzige Verschnaufpause bringt das nach astreinem Stonerrock klingende Instrumental „Mad Max II“ mit sich. Ansonsten wird geschrien, gegrunzt, geholzt, geknüppelt und gegroovt, was das Zeug hält. Und das Zeug hält ’ne Menge...