Stil (Spielzeit): Thrash / Hardcore (37:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Jägermeister Music (01.08.09)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/vengince
Vergeltung für Rechtschreibschwache… Das ist jedoch auch mehr oder weniger die einzige wahrnehmbare Schwäche, welche die fünf aggressiven Kalifornier aufweisen. Angefangen bei selbstbewussten Posen mit verschränkten Armen und grimmigen Gesichtsausdrücken zieht sich die von Flatline, Slim, Dank, Relentless und Father verkörperte Stärke über das komplette Album. Nun gut, das Coverartwork, welches eine sichtlich niedergeschlagene Frau in einer düsteren Gasse zeigt, die ein Pappschild in den Händen hält, auf dem der wenig aufbauende Albumtitel „A Turn For The Worst“ zu lesen ist, mag auf den ersten Blick noch Trübseligkeit und Verzweiflung versinnbildlichen. Doch das bezieht sich ja lediglich auf das bemitleidenswerte, aber fiktive Mädel. Die starken Männer von VENGINCE hingegen haben ganz offensichtlich alles andere als einen Grund für Depressionen. Haben sie doch mit ihrem dritten Album ein verflucht mtreißendes Monster geschaffen, welches an Intensität kaum zu überbieten ist.
Nein, einen Mitleids-Bonus haben die Freunde derber Grooves und eingängiger Hooklines mit Sicherheit nicht verdient. Dafür besteht allerdings auch kein Bedarf. Das macht sich spätestens bei Begutachtung der typisch Hardcore-lastigen Texte bemerkbar. Die üblichen Aufforderungen, sich ja nicht unterkriegen zu lassen – ganz egal, wie hart die alltäglichen Schicksalsschläge auch auf einen niederprasseln mögen – werden nur selten von simplen, politisch angehauchten Gedanken abgewechselt. Die Verwandschaft zum Hardcore ist also nicht von der Hand zu weisen. Auch musikalisch sind deutliche Parallelen zu erkennen. Doch VENGINCE haben noch mehr zu bieten. Recht thrashig, manchmal auch leicht deathig, dröhnen die Riffgewitter aus den Boxen, ohne die Zugehörigkeit zu irgend einer Genre-Schublade zu offenbaren. Natürlich ist man schnell verleitet, Mischungen aus Hardcore und Metal als Metal- oder auch Deathcore zu bezeichnen. Doch das ist definitiv nicht die Schiene, die die fünf Kalifornier fahren. Davon gibt es ja sowieso schon mehr als genug Formationen.
VENGINCE hingegen legen ihr Hauptaugenmerk ganz klar auf Rhythmik, Eingängigkeit und pure Aggression. Das findet man auch bei Metalcore-Grüppchen wie HEAVEN SHALL BURN. Ich weiß. Und doch klingen VENGINCE anders. Eine grundlegende Vergleichbarkeit ist mit Sicherheit nicht von der Hand zu weisen. Also Fans eben genannter oder artverwandter Bands können auch bei „A Turn For The Worst“ auf alle Fälle bedenkenlos zugreifen. Ein CALIBAN-Sympathisant wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch hierauf tierisch abfeiern können. Das gleiche gilt für Anhänger der etwas härteren Ausprägung dieser Musikrichtung. Doch könnten einem Geschwindigkeits-Freak, der sich ansonsten mit Vorliebe von NEAERA oder SUICIDE SILENCE beschallen lässt, die zehn Songs auf dieser Scheibe etwas zu langsam sein.
Und genau das ist es, was VENGINCE von diesem Genre abhebt. Ultraschnelle Riffings und eine Snare, zu der man sich beim besten Willen nicht mehr kontrolliert bewegen kann, findet man bei VENGINCE kaum. Am ehesten ist dieses Album wohl Fans von HATEBREED oder BORN FROM PAIN zu empfehlen. Harte Shouts zu massiv groovenden Riffs, einer fetten Doublebase und gekonnten Breaks. Nur sehr selten steigt die Geschwindigkeit auf ein Maß an, welches zwanghaftes Kopfnicken ausschließt. Dazu gesellen sich gelegentlich auch melodische Refrains, die im Ohr bleiben. Kurze Soli und einige frische Ideen runden das Ganze ab. Besonders hervorzuheben ist auch der monströse Sound, welcher absolut tight die Instrumente voneinander abhebt und drückt wie Sau. Wie der Bass an einigen Stellen wummert, ist wirklich vorbildlich! Im Song „Changing of the guard“ wird das Quartett, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, von Lord Nelson, Frontmann von STUCK MOJO und bekennender VENGINCE-Fan, rappend unterstützt. Das mag Geschmackssache sein, fügt sich aber meiner Meinung nach sehr gut ins Gesamtbild mit ein. Allen Freunden moderner Metal-Klänge mit Eiern und sattem Groove kann ich diese Band nur wärmstens empfehlen...