Stil (Spielzeit): Progressiver, düsterer Hardcore (60:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Cobra X (25.09.09)
Bewertung: 8,5/10
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„Es gibt's nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich" – also fröhlich klingt das nicht. Aber genau das ist das Ende des Gedichtes, welches das Album der Schweizer einleitet. Aber auch danach geht es nicht einfach los, sondern die Scheibe nimmt sich viel Zeit. Und „Zeit" ist auch genau das, was man für „Blindfolded & Doomed" braucht.
Denn was die Jungs aus Luzern hier auf ihrem Long-Player-Debüt abliefern (nach einigen EPs), ist so weit ab von gängigen Hardcore-Klischees, dass ich manchmal gar nicht ganz genau weiß, ob diese Schublade überhaupt die richtige ist (ab und zu gehen sie einfach zu stark in eine Indie-Ecke). Viel Atmosphäre wird hier zelebriert, ohne den typischen Posthardcore-Sounds komplett zu erliegen. „Progressiv" ist ein Tag, den das Quartett auf jeden Fall verdient. Die Songs bauen sich langsam auf, eruptieren dann und wann, ohne dass es dahinter ein auffallendes Schema gibt. Aber über große Strecken klingt das hier recht doomig und SOP haben keinerlei Eile, irgendwelche Hits rauszuhauen oder in gängige Refrains zu verfallen.
Apropos Hits: die sucht man hier so ziemlich vergebens. Aber das spricht für die Band – bzw. das Kollektiv, wie sie selber schreiben – denn dieses Album muss man sich erarbeiten, und die Band macht einem diese Aufgabe nicht einfach. Nach einem Intro geht es in Song Nummer vier nämlich schon wieder in ein Interlude, und die Songs 10 und 11 sind seltsam verstörende Elektro-Remixe (die zumindest ich für meinen Teil nicht wirklich gebraucht hätte). Wer also darauf wartet, von den Jungs an die Hand genommen und durch das Album geführt zu werden, ist hier auf dem Holzweg. Man muss sich durch viele Täler schleichen und Abgründe herunterfallen, um zwischendurch mal wieder die Sonne scheinen zu sehen.
Wo kam noch mal der Begriff „Thinking man's Hardcore" her? Diese Band könnte in diesem Zusammenhang des Öfteren genannt werden. Kein strahlendes Album voller Anspieltipps, aber dafür ein Stück Musik, mit dem man sich beschäftigen muss. Und grade im Hardcore sollte man sowas zu schätzen wissen!