Stil (Spielzeit): trad. Heavy Metal (52:33)
Label/Vertrieb (VÖ): Rocktalent (01.10.09)
Bewertung: 7 / 10
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Als Anfang der 80er die NWoBHM über den Ärmelkanal über Europa hereinbrach, zählten die Holländer zu den ersten Opfern bzw. Profiteuren. PICTURE hauten `81 gleich mal zwei Alben heraus. Und die hatten es mir angetan. Was allerdings auch zu einem Gutteil am ersten Sänger, Ronald Van Prooijen, lag. Der ist nach der über 20jährigen Sendepause zwar nicht mehr dabei, aber auch Pete Lovell, der schon die 85er „Traitor“ eingesungen hat, weiß, was er tut.
Eigentlich, denn so will es das englische Sprichwort ja, lernen alte Hunde keine neuen Tricks mehr. Auf PICTRUREs Restart trifft das nur bedingt zu; und eben darum heißt’s wie es heißt. Ganz so böse wie der Kläffer zu Beginn und so forsch wie seinerzeit geht’s nämlich nicht mehr zur Sache. Dafür rockiger, vielseitiger mit hohem Spaßfaktor…
Der Titeltrack ist ein wuchtiger Midtempo-Rocker. Stimmt gut ein; in unserem Alter muss man sich ja erst langsam einbangen, damit’s keine Zerrung gibt. Sehr solide; nicht mehr, nicht weniger. Das schnelle „Blood out of a Stone“ setzt ein erstes Achtungszeichen und erinnert nicht wenig an die gute alte Zeit. Die leckere Gitarrenarbeit von Jan Bechtum / Rob van Enhuizen fällt auf. Es soll nicht das einzige Mal bleiben. „High on Fire“ ist eine Nummer, die man so eher von GILLAN, alten WHITESNAKE oder von noch älteren Kapellen erwarten würde; die Wurzeln reichen bis in die 60er zurück und „HoF“ hat obendrein einen leicht psychedelischen Refrain. Definitiv: a new trick. PICTURE beherrschen ihn. Immer noch mittelschnell: „Live by the Sword“ wäre aufgrund des etwas lahmen Refrains und allzu sehr auf Sicherheit hin konstruierten Gerüsts nicht der Rede wert, wenn da nicht diese geilen Leads wären, die von Feeling zeugen.
Einen ersten Ausfall markiert die zu lange Ballade „Now it’s too late“. Lovell hat zwar genau die Stimme für so etwas und auch an der Gitarre wird nicht geschludert, aber die Nummer hat einfach kein Biss, kein Herzblut. Erinnert mich an die Durchsnittsware später SCORPIONS.
Dann wird’s wieder heavy. Mittelschnell und gut „Just Incredible“. Hätte mit dem leichten US-Einschlag auch auf „Eternal Dark“ sein können. Schneller und viel besser: „Who Can You Trust“… Ich kann mir nicht helfen: je schneller sie agieren, desto besser ist ihr Zeug.
Nein, ich nehm’ es zurück: Sehr schleppend, groovy und mal richtig geil: „Opposites Attract“. Verdammt, Lovell klingt bei manchen Phrasen echt nach Coverdale in guter Verfassung! – Kaum weniger lässig, zünden „Choosing Your Sign“ & „A Better Soul“ aber nicht halb so gut. Mit schön viel Energie bläst einem „Celtic Cross“ entgegen, und man kann sich noch mal an dieser altmodischen Spielweise der Gitarren ergötzen. (Man könnt’ heulen, dass kaum jemand heute noch so spielt.) Und abschließend geben die Jungs noch mal Gas und zeigen sich von ihrer besten Seite. Aaahh, diese Äxte, wunderbar...
PICTURE’s Restart ist definitiv gelungen. Bietet reichlich Anlass zum Bangen in nostalgiegeschwängerter Luft. Ein Ausfall, 2 oder 3mal so La-La… Das war früher auch nicht anders. Nostalgiker brauchen sicher keine Kaufempfehlung, schließlich kam das Ding ja schon im letzten Oktober raus... und schmückt längst die Sammlung.