Stil (Spielzeit): (folkiger) Heavy Metal (49:39)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (26. 04.10)
Bewertung: 8,5/10
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Mit dem reinen Folk vom akustischen „Zobena Dziesma“ wurden SKYFORGER zu Lieferanten eines meiner absoluten Lieblingsalben. Abgesehen von der Demo-Wiederveröffentlichung „Semigalls’ Warchant“ mit vier neuen Tracks war sieben Jahre Funkstille in Lettland. -- „Kurbads“ (ist keine falsche Pluralbildung vom deutschen „Kurbad“, sondern) hat Geschichten um jenen gleichnamigen mythischen Helden der Letten zum Inhalt. Auch wenn die Songs diesmal ausschließlich englische Titel haben (hat das was mit Metal Blade zu tun?), werden die Vorträge weiterhin auf Lettisch gehalten. Man ist ja patriotisch.
Nun war kein weiteres reines Folkalbum zu erwarten. Es würde in die bandtypische Richtung gehen: leicht extremer (Black / Death / Thrash) Metal + Folk. Soviel war klar. Aber mit so einem am Genre Heavy Metal orientierten Brett hätte ich nicht gerechnet… „Curse of the Witch“ walzt sich bedrohlich heran und entpuppt sich als lupenreine Mid-Tempo Thrash Granate. P?teris’ Stimme klingt wie Martin Walkyr. Ganz vereinzelte Grunts weisen in Richtung Death und bringen Abwechslung und machen die Nummer noch etwas fieser. Starker, brettharter Einstieg… Nur eben so gar kein Folkanteil. Der schimmert zum ersten Mal bei „Son of the Mare“ durch. Geflötet & auf dem Sack gepfiffen, nicht gegeigt, sonst hätte die Nummer gut zu SKYCLAD gepasst. Bis die Melodie sehr irisch wird und mächtig Gas gegeben wird. PRIMORDIAL-like. Sehr geile, traditionell metallische Leads und mehrstimmige Shouts tun ihr übriges, der Nummer Hitcharakter zu spenden.
„The Nine-Headed“ peitscht wieder mittelschnell durch diverse Riffs; die Keys sind folksy, doch die Nummer zündet anfangs nicht 100%ig. Aber hübsche Licks mit Nähe zu Maiden… und dann wird’s zum Abschluß wieder speedig. Da lebt das Stück auf. Zu kurz. Wären’s nicht SKYFORGER ich würde sagen: jaja, ganz fein. Sind sie aber; also höchstens: so lala. Es wird das schwächste Stück bleiben. Na, eines muss es ja sein.
Richtig schlecht ist nur das grotesk miese Artwork. Irgendwer in der Band hat selbst Hand gelegt...
Besser macht’s das melodisch-melancholische „Bewitched Forest“. Der Klargesang ist phasenweise sehr tief gelegt und geschmeidig pendelt die Gitarrenarbeit zwischen schön und rau.
„In the Yard of the Father’s Son“ ist ein sehr witziges (Beinah-) A Capella-Intermezzo; der Chor könnte von „Zobena Dziesma“ sein. Und die versoffene Solostimme von Charles Bukowski. Und dann galoppiert „The Devilslayer“ mit Vollgas durch die Botanik. Schlicht. Der Dudelsack und der zwar glasklare, aber angeraute Sound verhindern erfolgreich Erinnerungen an HELLOWEEN & Konsorten. Wie immer geile Vocals. Besonders die Chöre.
Sehr düster und schwer beginnt „The Stone Sentinel“: Death Doom? Treibendes Drumming. Fett bratende, abgesenkte Gitarren. Growls. Jo. Purer Death Doom. Surprise, Surprise! Der Dudelsack ist nicht störend, passt in Riga mindestens so gut wie in Halifax die Streicher.
„In the Underworld“ ist ein vielgesichtiges Stück. Anfangs halbakustische Ballade, dann Midtempo-Stampfer, noch später speediges Gute-Laune-Stück. Seltsam gemacht, aber nicht unschick. Direkter kommt der „Black Rider“ zur Sache. Variiert zwar ebenso das Tempo, aber die Wechsel wirken gewohnter. Es fällt dennoch mal wieder auf, wie gekonnt die Horde mit den Subgenres spielt: MAIDEN-Leads, Thrash-Licks und was-weiß-ich auf blackdeathigen Heavy Metal Riffs ergeben den typischen, eigenen SKYFORGER-Stil.
„The Last Battle“ beginnt langsam, festlich. Leckere Melodieführung der Sackpfeife. Dann marschiert der Song kraftvoll und schweren Schrittes in die (vor)letzte Schlacht von „Kurbads“. Die währt leider zu kurz. Mit einem kurzen, growligen Spoken Words - Part klingt die Platte aus. Schade.
Als Bonustrack kommt aber noch’n Highlight: das Titelstück. Eine angepunkte Speed- / Thrash Metal Ramme, die nochmals demonstriert, wie präzis und unkitschig Einem angefolkter Metal die wippende Rübe vom Hals sägen kann.
Fazit: Neben METSATÖLL bleiben SKYFORGER erwartungsgemäß das Beste in Sachen baltischer Metal unter Folk-Einfluß. Und bleiben um einiges härter, auch wenn der Black Metal - Anteil zu Gunsten von Heavy / Thrash M. massiv zurückgefahren wurde. Im Gegenteil, letztlich wirkt „Kurbads“ sogar noch ein bisschen energischer und frischer als z. B. „Latvieðu Strçlnieki (Latvian Riflemen)“. Was auch an der superben Produktion liegen dürfte.