MAEL MÓRDHA sind die offiziell einzigen Vertreter des selbst formierten Genres Gaelic Doom. „Gaellacht Mael Mórdha“ von 2007 ist ein episches Meisterwerk aus der elegischen Heaviness von CANDLEMASS und der Magie irischen Folk Metals, zu dem traditionelle Instrumente gelegentlich ihren Teil beitragen. Und „Cluain Tarbh“ (2005) steht dem kaum nach. --- Wer die blutige irische Geschichte zwischen Invasionen, Unterdrückung und Aufständen kennt, und die ist nun mal das Thema, der versteht, woher die Inselkelten ihre abgründige Melancholie beziehen.
Aber Trauer schlägt irgendwann in Wut und Aggressionen um. So auch beim dritten Album, der Dubliner. Irisch, episch sind sie immer noch, aber nun ist erst einmal Schluss mit (Un-)Lustig:
Die Carnyx (eine Art keltische Lure, war damals auch schon bei „Atlas of Sorrow“ im Einsatz) ruft gleich zu Beginn zur Schlacht und es rappelt im heftig im Karton. Es werden so einige Schippen Kohlen ins Feuer geworfen. Nicht so schwarz wie frühe PRIMORDIAL, nähern sie sich dennoch deren Härtegrad an. Und ich fürchte schon ein bisschen, „Manannán“ (auf den wiesen ja schon die letzte Nummer von „Gaellacht“ und auch „Cluain Tarbh“ hin) wird die alten Götter des Gaelic Doom im Stahlbad ertränken…
Aber „The Summoning“ schlägt zunächst in die alte Kerbe, aber auch hier wird phasenweise viel Gas gegeben. Das Wechselspiel gab's auch früher, aber eine Gewichtsverlagerung ist mal festzuhalten. Und tatsächlich geht es „fast and furious“ weiter. „The Doom of the Races of Éire“ ist an der Basis fast schon speedig. Und auch gesanglich macht Robéard erstmal eher auf seine raue Weise Druck. Seine Klarstimme für die besonders pathetischen Momente hat zunächst wenig Einsätze. Aber ob schnell oder doomy, rau oder elegisch: die Truppe ist einfach grandios, weiß wie man Dramaturgie in die Stücke bekommt und hat einen Sänger, der die Ideen auch umsetzen kann. Ob hart, ob zart... er liegt ganz vorn. --- Vielleicht ist das faszinierendste an RÓBs Gesangstechnik, wie viel melodiöse Schönheit er selbst in derbstes Röhren hinein zu legen vermag.
Bei Track 4 nimmt man dann erstmals für längere Zeit das Gas weg, aber ausgerechnet „Our Ancestors Dwell Here“ ist nicht ganz so der Bringer. Relativ. Der Titeltrack beginnt akustisch; elektrisch verstärkt ist das Riffing an der Basis wieder ziemlich flott & mit treibenden Drums. Zur Mitte ein ruhiger Part und über allem schwebt das geil variable Organ von Ó Bogail.
Ganz uneingeschränkt passend ist das Gaelic Doom - Label dann bei „A Nation in Ruins“. Was für ein Hammer! Ein entzückendes Lead, ein interessant arhythmischer Beat, ein phantastischer Sänger, zwischen glasklar und Powerröhren. Der gälische Spoken Words Part auf Feedback-Fiepen ist pure Magie. Und dann legt das Teil erst richtig los… Endgeil! „The Gaellic Twilight“ metzelt Einem mit unglaublicher Lässigkeit und einem monströsen Schwerstriff die Rübe vom Hals. Das doomt!
Um es kurz zu machen: MAEL MÓRDHA liefern erneut ein absolutes Brett ab. Dass sie insgesamt leicht an Speed / Aggressionen zugelegt haben, (was naturgemäß etwas zu Lasten der Heaviness geht) ist aus Sicht des Doom-Hardliners eventuell schade... Aber 1.) übertreibe ich etwas und 2.) sie sind noch immer doomy, keltisch, episch: immer noch jene MAEL MÓRDHA, die deine verborgene irische Seele anrühren, während sie dir gleichzeitig ganz mächtig in den Schritt treten.