Stil (Spielzeit): Psychedelic Metal (70:24)
Label/Vertrieb (VÖ): Spikefarm/Soulfood
Bewertung: Weniger ist manchmal mehr [3/10]
Link: http://www.solstafir.com
Ehrlich gesagt wüsste ich gern, was sich SOLSTAFIR bei "I Myself The Visionary Head", dem ersten Song auf "Masterpiece of Bitterness" gedacht haben.
War einfach noch Band frei? Ein getarntes Soundexperiment? Oder eine Hommage an VARG VIKERNES, der mit "Rundgang um die transzendentale Säule der Singularität" vom 96er "Filosofem" Album ein ähnliches Klangmonster fabrizierte? Möglicherweise wurde auch vor kurzem eine jener Maschinen auf die abgeschiedene Insel importiert, mit der man so allerlei technische Spielereien an Songs unternehmen kann - zB ein aufgenommenes Teilstück wieder und wieder hintereinandersetzen. Natürlich, man kann es so auf stattliche Songlängen bringen - man kann seine Hörer aber auch zielsicher ins Koma versetzen.
Bei mir trat leider letzterer Effekt ein. Und das, obwohl die ersten drei Minuten wirklich ansprechend nach vorne abgehen. Ab Minute vier aber verliert sich dieses 20-Minuten-Ungetüm in immer wiederkehrenden, träge dahinplätschernden Soundschleifen, ab und zu sparsam "gewürzt" mit Gesangseinlage, um erst kurz vor Schluß wieder etwas aufs Gaspedal zu drücken.
Und das Ganze ist umso bedauerlicher, da SOLSTAFIR ab dem zweiten Song wirklich zu begeistern wissen. Hier ziehen sie das Tempo gleich um mehrere Gänge nach oben und bieten einen eigenwilligen, psychedelisch angehauchten, doomigen Metal, der durchaus mit originellen Melodien daherkommt. Ab hier stimmt auch die Balance zwischen schnellen und langsamen Teilen. Diese wirken nicht mehr wie zum Selbstzweck eingesetzt, sondern verleihen den Songs genau die richtige Dynamik, was man vor allem daran merkt, dass auch die nicht gerade kurzen Stücke "Nature Strutter", "Lux Fare", "Ghost of Light" nie dieses "So langsam reicht's dann aber mal"-Gefühl aufkommen lassen. Im Gegenteil: man wippt angetan mit dem Fuß und denkt sich "Kann ruhig noch ein Minütchen gehen". Genie und Wahnsinn scheinen also auf Island eng beieinander zu liegen. Wie nah, zeigt sich beim zweiten Monsterwerk auf dieser Scheibe, dem 15-Minüter "Ritual of Fire". Im Grunde hätte ich hier den Anfang meines Reviews per Copy&Paste nochmal reinsetzen können. Ich kann es aber auch einfach mit "Schema F" betiteln.
Wie man den Stil des Ganzen jetzt nennen könnte? Gute Frage: Ich würde einfach sagen - SOLSTAFIR. Es ist auf jeden Fall eigenwillig und hat das Zeug dazu, die Band im Metalzirkus gut erkennbar zu machen. Nicht zwingend Material für die Metal-Disse, eher schon was für den gemütlichen Abend unter Freunden. Aber nur unter der Bedingung, dass die Jungs davon wegkommen, ihre Songs zwingend auf zweistellige Minutenzahlen auszuwalzen. Hier ist weniger ganz deutlich mehr!
Fazit: Was bleibt, sind zwei überlange Song-Ungetüme, die mit ihrem monotonen Strukturen den Rest des Albums und damit alle guten Anteile förmlich unter sich ersticken. Hätte man diese Stücke jeweils um (mindestens!) die Hälfte eingedampft, wäre "Masterpiece of Bitterness" zwar immer noch nicht das im Titel angekündigte Meisterwerk gewesen, aber innovative, gut hörbare Mucke. So erinnert es leider an einen Kaugummi, den man schon ein paar Stunden zu lange im Mund hat.