Stil (Spielzeit): progressiver Dark-Power-Metal (59:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion / über Homepage bestellbar (26.01.2007)
Bewertung: 5,5/10
Link: http://www.timemage.de
Das nenne ich mal Idealismus! Im Wohnzimmer sitzen, Musik machen, die Musik anderen präsentieren und das für wenig Geld und ohne Plattenvertrag! So lautet ausdrücklich die Philosophie der Mannheimer Truppe TIMEMAGE! Also, worum geht’s? Man könnte TIMEMAGE als Metal-Projekt von Bandleader Stefan Schenkel bezeichnen, da er schon seit einigen Jahren schwer kreativ vor sich hin werkelt und damit auch schon sage und schreibe 8 (in Worten „acht“) CDs seit 1995 erzeugt hat...und das alles in Eigenregie. Das neue Album bekommt man sogar mit einem aufwändig gestalteten Booklet geliefert. Im Dienste der Musik tut man, was man kann. Der Chef, welcher für Keyboards, Drums und teilweise die Vocals zuständig ist, holte sich dieses Mal als stimmliche Unterstützung die beiden Damen Eva Beck und Sabrina Kraus ins Boot. Mit Thomas am Bass und den beiden Gitarreros Tobias und Philipp ist das Sextett komplett.
Die Einstimmung auf die gemeinsame Hexenverbrennung erfolgt mit „Into The Fire“ im wahrsten Sinne des Wortes. Wie bei dem aktuellen Album von 1349 brutzelt das Höllenfeuer fröhlich vor sich hin, wobei die beiden Bands musikalisch doch recht wenig gemeinsam haben. Die folgenden schönen Gitarrenriffs werden begleitet von stimmlichen Darbietungen jeglicher Art, und das alles schon im zweiten Stück der CD. Von einer hellen Sopran-Stimme über dunkles Shouting bis hin zu einem cleanen Chorus mit mehreren Stimmen reicht das Spektrum und lädt an dieser Stelle fast zum Mitsingen ein. Im weiteren Verlauf wird uns noch eine schön dunkle Alt-Vokalistin präsentiert, wobei der Hang zum Mitsing-Refrain immer deutlicher wird. Dieses Merkmal erscheint einerseits positiv, mag andererseits aber nicht so recht zum Inhalt passen, wenn doch die Hexe gerade verbrennt. Meist geht es auf diesem Album recht groovig zur Sache. Viele Tracks sind im Mid-Tempo gehalten, so dass kein richtig schneller Kracher dabei ist und die Abwechslung in der Geschwindigkeit etwas auf der Strecke bleibt. Öfter mal was neues gibt’s immerhin bei den Melodien, obwohl diese auch nicht hoch-komplex sind, ebenso die Gitarren-Soli. Auch wenn der vorletzte Track „Rise From Your Grave“ anfängt wie das „Phantom der Oper“ oder man eine Annäherung zu NIGHTWISH erkennen könnte, halten die Stücke leider nicht immer, was sie zu Beginn versprechen. Manchmal kommt es einem auch so vor, als ob der Sopran-Flöte noch etwas der Mut beim Singen fehlt, vor allem wenn sie im Vordergrund mit wenig Instrumentation singt.
Auch wenn „Witchcraft“ ein selbstproduziertes Album ist, das nicht den Anspruch der Perfektion erhebt, möchte ich doch noch kurz ein paar Worte zum Sound verlieren. Für die beschriebene „Wohnzimmer-Aufnahme“ klingt das ganze wirklich nicht schlecht. Das Schlagzeug allerdings im besonderen leitet ein bisschen Magenschmerzen ein. Vielleicht klingt die Snare bewusst so blechern, doch die Bassdrum hat keinen Wumms und die Becken sind auch nicht das wahre. Klanglich wäre also vor allem das Getrommel zu verbessern, während der restliche Klang bei solchen Produktions-Bedingungen genehmigt ist.
Wem also metallische Grüße aus Süddeutschland „von Fans für Fans“ – um mal den Chef der Band zu zitieren – gefallen, die recht eingängig melancholische Musik von sich geben, der darf getrost dieses Album für 5 Euro auf der Homepage erwerben, denn soviel Mut und Idealismus gehört irgendwie belohnt.
Manuel
"Größtenteils harmlos."