Atlantean Kodex - The Golden Bough



Stil (Spielzeit)
: Epic (doomed) Metal (1:05:25)
Label/Vertrieb (VÖ): Cruz del Sur Music (04.10.10)
Bewertung: 8/10

Dass man auch hierzulande weiß, wie traditioneller Epic Heavy Metal zu klingen hat, ist klar. Aber leider trifft das ja eher auf die zwar kleine, aber treue Hörer- als die Muckerschaft zu. Eine der ganz wenigen Ausnahmen sind ATLANTEAN KODEX. Erstmals so richtig in Erscheinung getreten sind die Bayern wohl mit der EP „The Pnakotic Demos“ von `07. Dabei gibt’s noch eine weitere EP sowie eine Split-EP mit den Amis von VESTAL CLARET, deren Sänger Phil Swanson, damals auch AKs Track „Hidden Folk“ eingesungen hat. Und sogar ein Live Album haben AK schon in der backlist: „The Annihilation of Königshofen“. (LoL)

Dass die Bayern keine Schülerband aus der Provinz sind, die Dorffeste mit halbgaren METALLICA-Covern plattmachen, sieht man ja schon am Label … Und wenn man schon „Cruz del Sur“ erwähnt, muss unweigerlich der Name der Labelmates WHILE HEAVEN WEPT fallen, denn auch die Bayern fallen mit sehr opulenten Stücken auf und leben sich  in der epischen Schnittmenge aus Heavy und Doom Metal aus. Was den Bayern abgeht, ist der progressive Einschlag von WHW. Deshalb wären vielleicht auch SOLSTICE (UK) als Referenz zu nennen. Inkl. einiger Folk-Anleihen. Allerdings spärlicher. Phasenweise erinnern sie auch an den hymnischen Power Metal von MEDIEVAL STEEL.

Die Stücke sind auf geschmeidige Melodieführung bei größtmöglicher Heaviness, Dramatik und Atmosphäre ausgelegt. Das klappt in der Regel ziemlich gut, manchmal noch viel besser. So hat nicht nur „Pilgrim“ mit seinem doomigen Fundament, feinen Gesangslinien, akustischem Intermezzo und sehr dramatischen Drums durchaus das Zeug, ein Klassiker des Epic doomed Metal zu werden. (Auch wenn die Stakkato-Passage etwas sehr an DIAMOND HEADs „Am I Evil?“ erinnert). Gleichfalls großes Drama: „Temple of Katholic Magick“, „The Atlantean Kodex“ und vor allem das 15-minütige „A Prophet in the Forest“. Gut im Sinne der Abwechslung ist, dass auch mal etwas Gas gegeben wird, namentlich in „Disciples of the Iron Crown“ (das denn auch die schlichteste und kürzeste Nummer ist).

Das allgemein hohe Niveau fällt nach meinem Geschmack nur bei zwei Nummern ab: Etwas beim Opener „Fountain of Nepthene“, der mir nicht ganz so schlüssig wie die Masse komponiert scheint, und etwas mehr bei „Versperal Hymn“.

Und nochmals geschmäcklerisch gekrittelt: Der Gesang von Markus Becker ist klar und hoch; und er ein hat ein sehr gutes Händchen für griffige Harmonie, für Variationen und Dramatik … Aber mir ist die Stimme für die Tonlagen eine Spur zu dünn, um ungebremst zu begeistern. Kann sein, dass deshalb  kontinuierlich (zu) viel Hall auf dem Gesang liegt.

Dass die Produktion insgesamt suboptimal / zu indifferent ist, hat mich persönlich zwar nicht sehr gestört, könnte aber manch einem den Genuss schmälern, was deshalb hiermit erwähnt ist. Dennoch: Unterm Strich ein starkes Studio-Debüt, das antiken Charme versprüht, eine eigene Handschrift verrät und v.a. von guter Dramaturgie lebt. Im Epic Lager werden ATLANTEAN KODEX verdientermaßen für Aufsehen sorgen.