Stil (Spielzeit): Eine kleine Auswahl der eingebauten Stile: Metal, Rock, Jazz, Cabaret, Oper, Folk (49:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Ascendance / Soulfood (18.07.08)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.akphaezya.com
http://www.myspace.com/akphaezya
AKPHAEZYA: ein Name, den ich erstmal mehrfach eintippen und aussprechen musste, bis er mir betont lässig von den Händen und der Zunge ging. Zuvor spielten sich mit meinem WG- und BurnYourEars-Kollegen Marco tagelang immer wieder Dialoge nach folgendem Muster ab:
„Na? Haste schon...na, Dingens halt gehört?“ - „?“ - „Hach...ich weiß doch nicht, wie man die ausspricht...“ - „?“ - „Naja... Moment mal, ich hol’ eben den Promo-Pappschuber... hmmm, ACKPFÜ...ACKFÄ... ach, lies selbst!“ - „ARK... äh ja, ich erinnere mich, die waren sehr gut, oder?“
Nachdem nun einige weitere Tage vergangen sind und ich zwischenzeitlich diverse avantgardistische Stilmixe anderer Bands genießen durfte (und phasenweise ertragen musste) gefällt mir der Ansatz von AKPHAEZYA sehr, da er in eine etwas andere Richtung zielt.
Doch zunächst sei etwas zur Band gesagt. Die französische Gruppe wurde 2002 von Gitarrist Stephan H. (der volle Nachname wird im Promo-Material nicht verraten) ins Leben gerufen und besteht außer ihm noch aus Loic Moussaoui (Drums), Stephan Beguier (Bass) und der Vokalistin/Keyboarderin Nehl Aëlin. Ein erstes Demo, „Anthology II“ betitelt, wurde eingespielt und nun, was Anlass dieser Rezension genannten Buchstabenaneinanderreihung ist, mit modifizierten Versionen unter professionellen Bedingungen veröffentlicht. Es ist nicht weniger als das erste von (so die Planung) fünf in nicht-chronologischer Reihenfolge erscheinenden Alben. Da haben sich die drei Herren und die Dame aber einiges vorgenommen.
Nach einem von Flüstern begleiteten und falsche Fährten legenden Dub-TripHop-Intro fängt das Album mit „Chrysalis“ erst richtig an: Üppiges Piano und elegische E-Gitarre starten vor verträumtem Bass, bis dann die fiese Metal-Attacke eingreift und die ungeheuer flexible Band nach einigen Sekunden des Pop-Metals beim Musical vorbeischaut. Sängerin Nehl zeigt nicht zum letzten Mal ihre Qualität, einen Song zu tragen, dem man wie auch dem Gesamtwerk das Etikett „Rockoper“ anheften kann.
„Beyond The Sky“ könnte stellenweise auch von den äußerst beachtenswerten LA?S stammen, so stimmgewaltig und vom bretonisch-flämischen Folk, aber sekundenweise auch von Harmonien des nahen und fernen Ostens beeinflusst ist dieses Stück.
Tendentiell sind die kurzen Stücke ruhiger, folkiger und auf die Stimme fixiert, während die langen und komplexen Stücke neben allerlei schrullig kombinierten Stilen auch immer wieder auf harte Riffs zurückgreifen.
Ist dieses Album Metal? Zweifelsohne. Ist es Folk? Sicher. Jazz? Auch. Cabaret? Japp. Oper? Klar. Vor allem ist es durchgeknallt und avantgardistisch, anspruchsvoll, bisweilen anstrengend und letztlich unglaublich lohnend, denn alles spielt sich mit Sinn für große Melodien ganz nah an der Genialität ab.
Als Krönung sind AKPHAEZYA mit einer grandiosen Sängerin / Shouterin gesegnet. Nehl Aëlin gefällt mir, da weniger verkitscht, im operettenhaften Stil besser als die allermeisten weiblichen Metal-Sängerinnen und bringt darüber hinaus saftigere Grunts hervor als Angela Gossow (ARCH ENEMY). Ihre technische Klasse entfaltet sich aber erst in den folkigen und vor allem den jazzigen Passagen vollends. Quasi drei Sängerinnen in einer. Und in jedem Bereich meisterlich – Wahnsinn!
„Anthology II“ ist ein absoluter Leckerbissen für Fans der burtonesken STOLEN BABIES, des teuflisch guten DIABLO SWING ORCHESTRA, der sagenhaften Weirdoes FOXY SHAZAM und von PAIN OF SALVATION. Wenn da echt noch wie geplant vier Alben folgen und dieses nur das aufpolierte Demo war, dann kann ja noch so einiges auf uns zukommen! Ich freu mich drauf!