Halford - IV: Made Of Metal



Stil (Spielzeit): Heavy Metal (62:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal God Entertainment/Warner (22.10.2010)
Bewertung: 5,5/10

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Das letztjährige, furchtbare Weihnachtsalbum "Winter Songs" war meine erste Berührung mit HALFORD-Material seit dem fantastischen "Resurrection". Diese Begegnung hätte ich mir gerne erspart, aber hinterher ist man immer schlauer. "IV: Made Of Metal" klingt bereits im Titel wieder danach, als ob sich der JUDAS PRIEST-Sänger lieber wieder im Metal- statt Schunkellieder-Bereich austoben möchte. Das klappt musikalisch meistens ganz gut, songwriterisch aber nur bedingt.

Dabei beginnt das vierte Album des selbsternannten Metalgottes so gut: Der galoppierende Opener "Undisputed" ist direkt traditioneller Metal in Reinkultur mit mächtig Pferdestärken unter der Haube und dem ersten Beweis dafür, dass das Gitarristenduo Roy Z. und Mike Chlasciak dem JUDAS PRIEST-Team Tipton/Downing in nichts nachsteht. Weiter geht es mit dem Doublebass-Feger "Fire And Ice", der einen sehr melancholischen und für HALFORD-Verhältnisse ziemlich ungewöhnlichen Refrain enthält. Ausgerechnet der Titeltrack mit der gewollt coolen Computerstimme und den 08/15-Riffs flacht dann jedoch ab, obwohl der Refrain als durchaus gelungen zu bezeichnen ist. Auch "Speed Of Sound" mit seinem einfallslosen Chorus ist zu simpel geraten und nicht mehr als biederer Durchschnitt. "Like There's No Tomorrow" klingt ein wenig moderner und besser als die vorhergehenden beiden Songs, und spätestens jetzt wird klar, dass "IV: Made Of Metal" rein musikalisch irgendwo in der Schnittmenge von gewohntem PRIEST-Material und dem moderneren HALFORD-Sound liegt. Das heißt: Überraschungen gibt's fast gar keine, und wenn doch, sind sie nicht immer so gut wie das hörenswerte "Fire And Ice". "Till The Day I Die" geht beispielsweise wirklich gar nicht, Countrysounds passen absolut nicht zu HALFORD. Auch das Piano in dem ansonsten harten "We Own The Night" klingt sehr gewöhnungsbedürftig, setzt aber einen interessanten Akzent im melancholischen Refrain. "Heartless" klingt leider genauso, wie es der Titel erwarten lässt: Herzlos, blutarm, langweilig. Auch die Ballade "Twenty-Five Years" ist meilenweilt von der Qualität eines "Silent Screams" entfernt. Immerhin handelt es sich bei "Hell Razor", "Matador" und dem knüppelharten "The Mover", in dem endlich wie wild geschrien wird, um gutklassiges Material. Der Metalgott singt übrigens sehr stark, auch die Instrumentalisten (allen voran die beiden Gitarristen) verrichten ihre Arbeit auf absolut hohem Niveau.

Was negativ zu erwähnen ist, sind die Texte, denn die sind in Songs wie "Undisputed" und "Made Of Metal" tatsächlich nicht viel besser als die lyrischen Ergüsse vieler MANOWAR-Songs. Wer so einen Satz wie "The undisputed heavyweight champion of the world" mehrmals in einen Refrain einbaut, darf sich über Kritik an der lyrischen "Qualität" wirklich nicht wundern. Die oft simplen und immer gleichen Gitarrenriffs, die im krassen Gegensatz zu den Soloqualitäten der beiden Gitarristen stehen, ergänzen sich mit den nicht nur durchschnittlichen, sondern teils wirklich schlechten Texte auf dem vierten HALFORD-Album.

"IV: Made Of Metal" ist eine zwiespältige Sache geworden. Neben einige Kracher gesellen sich zu viele äußerst durchschnittliche und schwache Songs, die man von dem Songwriting-Team um Roy Z. und Metal Mike Chlasciak nicht erwartet hätte. Man wird das Gefühl nicht los, dass Rob Halford vielleicht mal eine kleine Pause einlegen sollte, um wieder mit einem durchweg hochklassigen Album aus dem Schuh zu kommen (die Auflistung der HALFORD-Releases auf der Rückseite des Booklets zeigt exemplarisch, wie ein Veröffentlichungs-Overkill innerhalb weniger Jahre aussieht). HALFORD-Maniacs werden "IV: Made Of Metal" sicher wieder abfeiern, alle anderen, die auf traditionellen Metal stehen, fahren mit anderen Veröffentlichungen derzeit aber um einiges besser.
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...