Witchcurse - Heavy Metal Poison

Witchcurse Heavy Metal Poison

Stil (Spielzeit): gewolltes NWOBHM-Revival (39:59)
Label/Vertrieb (VÖ): Infernö Records (20.09.10)
Bewertung: 3,5/10

http://www.myspace.com/witchcurse666

Oldschool Metal ist in, man braucht sich nur Bands wie HELVETETS PORT, ENFORCER oder STEELWING anzuhören. Das französische Label Infernö Records setzt ganz auf Underground-Bands und kultigen Achtziger Metal, der im Falle von "Heavy Metal Poison", nach einigen Split-Singles das Debüt der Griechen WITCHCURSE, aber ruhig in der Schublade hätte bleiben können.

Ich bin ja durchaus Fan von jungen, tief im Achtziger-Sumpf steckenden Kapellen wie RAM oder IN SOLITUDE, aber WITCHCURSE sind meiner Meinung nach als Metal-Hoffnung, die sogar schon auf dem Keep It True-Festival auftreten durfte, hoffnungslos überbewertet. Ja, der Stil orientiert sich sehr an der NWOBHM und vor allem den ersten beiden IRON MAIDEN-Alben oder Truppen wie ANGEL WITCH, ist teils erfrischend punkig und unverbraucht, aber die Präsentation und das Songwriting stimmen hinten und vorne nicht. Klar, ohne großes Label kann man auch nicht viel Kohle in die Produktion stecken, aber mir kann keiner erzählen, dass der Sound trotz Achtziger-Attitüde am Ende so dermaßen dumpf und drucklos klingen sollte. Obwohl der Bass wahrnehmbar ist, wurde anscheinend vergessen, ihn bei der Produktion richtig abzumischen.

Wenn denn wenigstens noch eine professionelle Herangehensweise zu erkennen wäre. Aber Pustekuchen, WITCHCURSE klingen ganz einfach über weite Strecken so, als hätten sie ein ziemlich schlechtes Demo aufgenommen. Spielfehler gibt es zu Hauf, die Gitarristen kommen trotz guter Momente mit ihren Soli und Leads teils gar nicht hinterher und spielen alles andere als tight, und der Sänger ist einfach nur eins: peinlich. Extrem darauf bemüht, Paul DiAnno nachzueifern, singt er in den ersten Songs auch noch passabel, danach wird aber kaum noch ein Ton getroffen. Die Screams sind schief (extrem schlimm: "Red Light" und das furchtbare "I Don't Want To Grow Up"), die Wechsel zwischen hohen Schreien und mittlerem Gesang extrem schwach, Töne braucht man ja erst recht nicht zu halten. Das sind Vocals zum Abgewöhnen, da kann noch so viel Herzblut drin stecken.

Dabei stimmen die Songs zumindest teilweise. Besonders der überlange Opener "Witchcurse" klingt trotz Timingschwierigkeiten der Gitarristen richtig knorke und geht sehr schnell ins Ohr. Meist sind die Tracks jedoch sehr unspektakulär, frech von MAIDEN geklaut und mit lächerlichen Refrains versehen ("Heavy Metal Kamikaze" und "Demolition Derby"), so dass sie sie wohl wirklich nur extrem hartgesottenen und eingefleischten Underground-Allessammlern Sympathie abgewinnen können. Ach, was hätte das mit einem guten (!) Sänger und vernünftigem Sound schön sein können...

Sorry Leute, "Heavy Metal Poison" ist trotz guter Ansätze ein fürchterlich amateurhaftes Pseudo-NWOBHM-Scheibchen geworden, das man sich nicht mal ein einziges Mal am Stück anhören kann, ohne in Lachen ausbrechen zu müssen. Guter Wille und Spielfreude hin, die ein oder andere packende Melodie und der klasse Opener her: WITCHCURSE haben in der Metalwelt noch nichts verloren und sollten sich lieber wieder im Keller verschanzen, um dort die nächsten fünf Jahre an vernünftigem Material zu arbeiten. Vielleicht klappt's ja dann...

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...