Elvenpath - s/t

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Stil (Spielzeit): Power Metal (60:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenvertrieb (26.03.2011)
Bewertung: 5,5/10
Link: http://www.elvenpath.com/

"ELVENPATH – Germany's Next Topmetal" steht mit einem Zwinker-Smiley versehen als letzter Satz auf dem Pressinfo des neuen, selbstbetitelten Albums der Power Metaller aus Frankfurt. Ein wenig Selbstironie haben sich die Jungs also anscheinend bewahrt, auch wenn die Texte der Songs nicht unbedingt darauf schließen lassen. ELVENPATH schaffen einen extrem seltenen Spagat: Sie stehen irgendwo zwischen Fremdschämen bis zum Rotwerden wie eine überreife Tomate und wirklich hochklassigem, wenn auch überraschungsarmen Power Metal.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich aufgrund des Infoblättchens und des ultrakitschigen, quietschbunten Covers das Schlimmste befürchtet hatte. Auch der Bandname lässt eher auf zuckersüßen, extrem kitschigen Fantasy Metal schließen, der sich vor Bombast und Eunuchen-Vocals nicht retten kann. Im Gegenteil kann man sich ELVENPATH aber über weite Strecken durchaus gut anhören, denn der Power Metal auf dem zweiten Album der Frankfurter ist entgegen der Befürchtungen hart, weitgehend Keyboard-frei, mit galoppierenden Riffs, massig Doublebass und einem Sänger irgendwo zwischen Chris Boltendahl und Tarek Maghary versehen worden. Musikalisch werden somit zwar keine Innovationen geboten, die Musiker machen ihre Sache aber wirklich gut und haben ihrem Album einen knackigen Sound verpasst. Songs wie "For One Liberty", die Underground-Hymne "Guardians Of The Underground" und "Moria" (toller, mit Chören unterlegter Refrain) zeugen von den Qualitäten der Truppe.

Einen Strich durch die Rechnung machen einem bei ungefähr der Hälfte der Songs allerdings die Texte. Beispiel gefällig? "One – mighty bass from hell / Two – feel the drum machine / Three – guitars start to scream / Four – hear the voices of steel", heißt es in dem Bekenntnis zum Metal "Into The Future", das treffsicher die volle Klischeekeule schwingt, indem MANOWAR-like Album- und Songtitel zahlreicher Metalklassiker aneinander gereiht werden. Selbst mit dem berühmt-berüchtigten Reim "fire – desire" aus dem Metal-Baukasten für absolute Anfänger wird man nicht verschont. Die Texte zur "Truelogy" "Metalwar/"War Of Steel"/"Metalsteel" sollte man sich deshalb gar nicht erst durchlesen. So oft, wie mit "glory", "steel", "metal", "power", "fight" und "sword" um sich geworfen wird, tut es noch nicht mal was zur Sache, dass "Metalwar" eine der ältesten ELVENPATH-Nummern überhaupt ist und die Jungs damals anscheinend noch knietiefer im True Heavy Fuckin' Power Metal Of Steel standen, als einem auch als größter HAMMERFALL- und MANOWAR-Fan auf Erden lieb sein kann.

Deutlich besser sieht es texttechnisch in Songs aus, in denen wirkliche Geschichten erzählt werden - beispielsweise "For Our Liberty", in dem es um Gallien in der Zeit vor Christi Geburt geht, dem Antikriegs-Song "Enflaming Demands" oder "Moria", das selbstredend von den Minen handelt, welche die "Herr der Ringe"-Gefährten durchqueren müssen. Wirklich etwas zu sagen haben ELVENPATH allerdings nicht wirklich, was an sich ja auch nicht schlimm ist – Texte sind oft eh nur schmückendes Beiwerk, und die Musik stimmt schließlich zum großen Teil. Trotzdem hätte man sich über ein bisschen mehr als schlechtes Schulenglisch und grenzdebile Lyrics gefreut.

Fassen wir mal zusammen: Punkte gibt es für den knackigen, handwerklich erstklassigen und melodischen Power Metal, die guten Vocals von Dragutin Kremenovic und einige richtig starke Songs. Abzüge gibt's für klischeetriefende, elendig schlechte Texte, kaum Abwechslung und teils zu simple Ideen. Macht unterm Strich ein "ok" – und damit auch eine ganz vorsichtige Empfehlung für Power Metal-Fans, die auf Lyrics scheißen und einfach nur ein wenig Spaß haben wollen.
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...