Portrait - Crimen Laesae Majestatis Divinae Tipp

PORTRAIT_CrimenLaesaeMajestatisDivinae

Stil (Spielzeit): zutiefst oldschooliger Heavy Metal (55:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade (06.05.2011)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.portraitband.se/

Oldschool Metal ist selbst dann geil, wenn man in den Achtzigern noch viel zu jung war, um die Blütezeit der NWOBHM mitzuerleben. Macht aber nichts, denn die Musiker solcher Bands wie IN SOLITUDE, HELVETETS PORT, ATLANTEAN KODEX oder eben PORTRAIT waren damals teilweise vermutlich noch jünger als der Rezensent selbst. Es gibt im Übrigen einen Unterschied zwischen "kultigen", möglichst räudigen und (zu) amateurhaften Reminiszenzen an die Achtziger und Bands, die den Spirit gekonnt, engagiert und mitreißend in das 21. Jahrhundert transportieren. Eine davon heißt PORTRAIT.

Die Existenz bzw. selbstbetitelte Debüt der Schweden habe ich nur am Rande mitbekommen, was eine unverzeihliche Nachlässigkeit meinerseits war, wenn ich mir "Crimen Laesae Majestatis Divinae" wieder und wieder anhöre. Auf ihrem zweiten Album bieten die Schweden klassischen, schwer Achtziger-lastigen Heavy Metal der obersten Güte. Die acht Songs inklusive instrumentalem Zwischenspiel klingen so zeitlos, wie es nur möglich ist. Das fängt bei dem tollen, ungestümen Doublebass-Opener "Beast Of Fire", der erst nach einem kurzen instrumentalen Vorspiel mit seinen treibenden Riffs richtig in Fahrt kommt, an, und hört tatsächlich erst nach den letzten Tönen des großartigen Epos "Der Todesking" (cooler Titel, noch geilere Hooks und Melodien, für die andere Bands töten würden) auf. Jeder Song ist von düsteren Grundtönen durchzogen, die einem wie bei dem kurzen "The Wilderness Beyond" wohlige Schauer über den Rücken jagen. Nummern wie das im Midtempo gehaltene, ziemlich abwechslungsreiche, ab der Hälfte der Spielzeit mit absoluten Killermelodien versehene "Infinite Descension", der Brecher "Bloodbath", das lange, mit grandiosen Riffs versehene "Darkness Forever" und "The Passion" dürften Freunde des konventionellen, hochgradig traditionellen Metals mit Tränen in den Augen vor der Anlage knien lassen.

Der Sound von "Crimen Laesae Majestatis Divinae" ist entsprechend des kultigen Covers und der musikalischen Ausrichtung ebenfalls absolut oldschool. Die Produktion von Nicke Anderson (bekannt von den HELLACOPTERS) ist nicht lasch, Demo-mäßig und klingt nach Keller, sondern tatsächlich erdig, fett und ebenfalls knietief in den Achtzigern verankert. So klingen PORTRAIT oldschool, aber nicht altbacken - und genau so sollte es bei einer solchen Band sein.

Die Songs sind durchzogen von ausladenden Instrumentalpassagen, Breaks, feinen Hooks – es gibt richtig viel zu entdecken. Mit der Leistung, die die Gitarristen Richard Lagergren und Christian Lindell auf diesem Album bieten, wäre das Duo Anfang der Achtziger sofort bei IRON MAIDEN eingestellt worden. Die oft doppelläufigen Gitarrenduelle, Leads und Soli sind zwar stark MAIDEN-orientiert, aber im Gegensatz zu anderen Bands wird hier nicht einfach nur kopiert oder nachgespielt, sondern eigenständig und auf hohem Niveau mit einer Menge Achtziger-Spirit musiziert. Überhaupt lässt sich der Stil von PORTRAIT neuen Hörern wohl am besten als frische und sehr energetische Mischung aus MAIDEN, MERCYFUL FATE und der gesamten NWOBHM-Szene erklären. Fest steht aber auch, dass sich am Gesang von Per Karlsson die Geister scheiden werden. Einigen werden die Vocals zu unbeholfen und zu sehr nach King Diamond klingen, ich persönlich finde sie nicht überragend, aber eben doch weit mehr als ok und eben hervorragend zur Musik passend.

"Crimen Laesae Majestatis Divinae" ist ein im positivsten Sinne des Wortes traditionelles Stück Schwermetall, dessen Melodien perfekt mit der Friedhofs-Atmosphäre mancher Songs harmonieren. Die Leistung der Musiker, insbesondere der Gitarristen, ist extrem gut, und überhaupt sind PORTRAIT einfach eine geile, erfrischende Band. Wer aufgrund des neuen Sängers erst in das Material reinhören will oder sich generell nicht sicher ist, ob das Album etwas für ihn ist (WOLF oder RAM klingen im Vergleich dann doch eine ganze Ecke anders), sollte sich die Hörproben bei Myspace zu Gemüte führen. Ich verspreche euch: Es lohnt sich!
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...