Nocturnal Rites - The 8th Sin




Stil (Spielzeit): Melodic Metal (41:51)

Label/Vertrieb (VÖ): Century Media / EMI (01.06.07)

Bewertung: 9/10

Link: http://www.nocturnalrites.com

1990 nahm alles bei NOCTURNAL RITES seinen Anfang. Melodic Metal aus Schweden nahm seinerzeit gerade mächtig an Fahrt auf, und auch NOCTURNAL RITES fanden schnell eine sehr treue Anhängerschaft. 
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands aus dieser Zeit, sind NOCTURNAL RITES ihrem Stil aber immer treu geblieben, haben sich nicht nach irgendwelchen Trends verbogen, sondern konsequent ihr Ding durchgezogen. 
Und im Gegensatz zu vielen andern Bands gibt es sie noch. Und wie. Denn mit ihrem nunmehr achten Album, welches den passenden Titel „The 8th Sin“ trägt, haben sich Jonny Lindquist (vocals), Fredrik Mannberg (guitars), Nils Norberg (guitars), Nils Eriksson (bass) und Owe Lingvall (drums) selber übertroffen.

Im Vergleich zum starken Vorgänger „Grand Illusion“ gehen die Schweden zwar leicht vom Gas, wodurch die Songs an sich aber wesentlich intensiver klingen. Starke Melodien mit einem hohen Maß an Geschwindigkeit waren seit je her ein Trademark der Band. Allerdings liegt in diesem Stil die Gefahr, sich schnell zu wiederholen und sich irgendwann abzunudeln. 
Aber: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ scheint das Motto bei NOCTURNAL RITES zu heißen, denn selten war ein Melodic Metal Album so abwechslungsreich wie dieses. 

Der Opener „Call Out To The World“ zeigt die Band allerdings noch gewohnt schnell und melodiös, so wie man sie eben kennt. „Never Again“ ist ein Stampfer Marke „Fools Never Die“, und wurde nicht umsonst als erste Single ausgekoppelt, und mit einem ziemlich geilen Video versehen, welches übrigens von Drummer Owe Lingvall gefilmt und produziert wurde, der mittlerweile mit seiner eigenen Videoproduktionsfirma am Start ist. 
„Never Again“ reiht sich nahtlos in die Linie der NOCTURNAL RITES Hymnen ein, ebenso wie das folgende „Not The Only“. Hier hört man die Veränderung zu den vorherigen Alben am allerbesten. 
Relative langsam, trotzdem mit unendlich viel Power versehen, bohrt sich dieser Song nicht nur wegen seinem Killer Refrain förmlich ins Ohr. Und wer Jonny Lindquist bisher nicht den verdienten Respekt für seine Leistungen entgegengebracht hat, sollte spätestens jetzt einen virtuellen Kniefall vollziehen. 

Diese Stimme ist so einmalig und druckvoll, man kann vor dieser Leistung nur seinen Hut ziehen. Aber auch das Solo von Nils Norberg lässt die Haare auf den Armen nach oben gehen. 
Bei „Tell Me“ wechseln die Jungens dann immer wieder gekonnt die Tempi, wodurch der Song einen sehr lebendigen und pulsierenden Charakter erhält. „Not Like You“ ist dann eine typische NOCTURNAL RITES Nummer. Schnell, hymnenhaft, melodiös, kraftvoll. 

„Leave Me Alone“ besticht neben der Melodie mit seinen treibenden Grooves und einem phänomenalen Jonny Lindquist. „Till I Come Alive“ geht in die selbe treibende Richtung, obwohl auch hier das Intro sehr ruhig ist, der Song aber wie ein Schaufelraddampfer auf dem Mississippi immer mehr seine stampfende Fahrt aufnimmt. 
Nach dem schnelleren „Strong Enough“ kommt mit „Me“ eine absolute Hammer Ballade, bei der Jonny Lindquist nur vom Piano begleitet, und zum Schluß im Duett mit Carolina Miskovsky seiner Stimme ganz neue Facetten verleiht. Was für ein Song. 
„Pain & Pleasure“ holt einen dann aber ganz schnell wieder von Wolke Sieben auf den metallischen Boden, und tritt mit seiner Intensität und seinen für NOCTURNAL RITES fast düsteren Vibes wieder mächtig in den Hintern. Mit dem letzten und elften Song des Albums, welcher den Titel „Fools Parade“ trägt, können die Schweden schon gar nichts mehr falsch machen, auch wenn es sich hierbei „nur“ um ein Instrumental handelt. 
Als Abschluss dieses tollen Albums wäre selbst ein Furz noch eine Hymne. 

Anspieltipps: Song Eins bis Elf 

Fazit: NOCTURNAL RITES setzen sich mit diesem grandiosen Album selbst die Krone auf. Die Band zeigt sich in absoluter Bestform, und sie haben mit der Entscheidung, nicht nur Vollgas zu geben, sondern auch mal vom Gas zu gehen, genau den richtigen Weg eingeschlagen und verhindern damit Gefahr zu laufen, sich nur noch selbst zu kopieren. 
Auf der Treppe nach ganz oben haben sie diesmal direkt mehrere Stufen genommen, und ich hoffe, dass diese total unterbewertete Band endlich den wohlverdienten Erfolg für ihre Arbeit einfährt.
Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out