Stil (Spielzeit): Groove Metal (56:53)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (23.01.12)
Bewertung: 6,5 /10
Lamb Of God Homepage
LAMB OF GOD haben für die neue Scheibe durchweg gute Kritiken bekommen, überall liest man nur Postives über "Resolution", und mit entsprechenden Erwartungen bin ich auch an das Album rangegangen.
Der erste Song (eigentlich eher ein Intro) „Straight For The Sun" geht auch ordentlich groovig rein und deutet die Ruhe vor dem folgenden Sturm sehr schön an. Das drückende, doomige Riffing gefällt mir sehr gut und wird abgelöst von einem Traumdrumming, welches in den nächsten Song „Desolation" überleitet. LAMB OF GOD waren noch nie die Band, die verträumte, verzwickte Melodiebögen gespannt hat. LAMB OF GOD gehen, wie gewohnt, präzise und straight zu Werk. Randy Blythe bricht allerdings häufig in Richtung „Katze auf den Schwanz getreten Schrei" aus, steht dem Song aber noch ganz gut. Für meinen Geschmack etwas zu hysterisch und im Gegensatz zum musikalischen Grundgerüst etwas „over the top".
„Ghost of Walking" startet mit Akustikgitarre und geht dann aber schon nach zwanzig Sekunden über auf die Stromgitarre. Was will uns der Künstler damit sagen? Na ja, einen Fehltritt hat jeder gut. Der Song hat mir insgesamt zu wenig Dreck, und auch wenn der Song ein wirklich cooles Riff hat, die quietschenden Gitarrentöne nerven einfach. Ich weiß, dass das typisch LAMB OF GOD ist, aber wegen mir könnte man das weglassen oder seltener einsetzen. Insgesamt ist mir der Song zu gefällig und zündet leider auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich. Zumal das gute Riff nach achthundert Wiederholungen auch nicht besser wird...
Folgesong „Guilty" kommt derber und roher daher, jetzt stören die Quietschtöne auch nicht so und insgesamt kommt der Song auch schneller zur Sache und wirkt somit kompakter. Es tut mir wirklich Leid, dass ich das schreiben muss, aber der Song klingt irgendwie wie der Song davor, während der irgendwie wie der Song davor klang. Das ist kein Konzeptalbum, oder?
Am Schluss machen LAMB OF GOD mit dem groben Moshpart den Sack doch noch zu. Von LAMB OF GOD hätte ich mir eine noch kantigere Schiene erwartet. Anscheinend bin ich schon extrem verroht, mir ist das noch zu wenig...
„The Undertow" startet mit Doublebass, der mir aber zuviel knattert. Gut, das ist jetzt Meckern auf hohem Niveau. Wenigsten hört man jetzt den Bass anständig, eventuell wäre die Scheibe intensiver geworden, wenn man ihn öfter mal lauter gedreht hätte. Erst jetzt merke ich, dass er die ganze Zeit „gefehlt" hat. Für mich ist aber „The Undertow" mit einer der besten Songs der Platte. Es gibt kontrolliert und gebündelt mit der Faust in die Fresse und nicht immer nur angedeutet mit fünf fuchtelnden Fingern. Breitbeinige Kopfnussriffs, die ordentlich aggressiven Gegenwind machen und zum Abschluss ein ordentliches Solo. Die Growls finde ich trotzdem an manchen Stellen etwas zu „gestellt"... Aber: einer der Topsongs der Platte!
Der sechste Song heißt „The Number Six". Lassen wir mal so stehen, der Song knüpft diesmal nicht vom Aufbau, sondern qualitativ an den Vorgänger an. An die hohen Quietschtöne bin ich mittlerweile gewöhnt und der Song glänzt mit einem melodiösen Fill-in und einem schönen, progressiven Riff. Die Extrapause für den Bass ist dann etwas übertrieben, aber zumindest mal eine Abwechslung. Flüsterndes Drohen geht in Schreien und ich kann nicht sagen, woran es liegt, dass mich die Angepisstheit nicht zu 100% überzeugt. Aber auch dieser Song ist top, wenn man ihn an musikalischen und nicht an emotionalen Maßstäben misst.
Danach packen LAMB OF GOD mit „Barbarossa" wieder die Akustikklampfe aus. Ich liebe es, wenn man auf der Aufnahme die Gitarrensaiten beim Griffwechsel hört. Aber auch hier wieder, einfallsreich geht anders. Den Sinn des Tracks habe ich jetzt auch nicht verstanden...
Natürlich kann man zu keinem Zeitpunkt des Albums sagen, dass LAMB OF GOD keine genialen, begnadeten Musiker sind, die ihre Instrumente auf den Punkt spielen. Auch an der Produktion an sich ist überhaupt nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Es knallt und wummst, wenn es gewünscht ist, und die Töne sind trotzdem sauber rausgearbeitet, jedes Frequenzloch gefunden. Ich glaube, ich setze nicht zu hoch an, wenn ich für mich sage, dass mir an dem Album die "Seele" fehlt. Ich hätte mir mehr atmosphärische, besondere Momente gewünscht und/oder kältere, brachialere Aggression. Meine Bedürfnisse werden von dem Album „weder/noch" befriedigt.
LAMB OF GOD kommen in den folgenden Songs schon noch mit einigen guten Ideen um die Ecke. „Cheated" hat einen punkigen Einschlag und „Insurection" startet mit Klargesang, trotzdem haben wir es schwer, „Resolution" und ich. Ein kleines Highlight stellt der letzte Song „King ME" dar, hier haben LAMB OF GOD sich selbst übertroffen und sogar einen ganz klitzekleinen Hauch Gothic Metal einfließen lassen. Innovativ und trotzdem noch genug LAMB OF GOD, wenn doch nur mehr solcher Songs auf dem Album gewesen wären. Die Balance zwischen Wut und wohligem Schauer wird hier perfekt gehalten und das Detail, dass man zum Ende noch das Atmen hört, ist wirklich klasse.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass LAMB OF GOD eine „große Band" sind und viele Fans haben, die ich sicher nicht vor den Kopf stoßen will. Zur Verteidigung von LAMB OF GOD kann ich sagen, dass die guten Kritiken eventuell falsche Erwartungen in mir ausgelöst haben. Und eines kann ich bestätigen: das ist kein Metalcore! Auch wenn die Punkte etwas wenig erscheinen, unserer Richterskala entsprechend ist das Album damit "gut".