Link(s): http://www.myspace.com/aokgermany
Im Geiste schlicht... Damit wäre dann eigentlich auch schon alles gesagt, was die lyrischen Ergüsse dieser Band betrifft. Wem J.B.O. zu sozialkritisch, DIE BONKERS zu nüchtern und DIE KASSIERER einfach viel zu anspruchsvoll sind, der sollte es mal mit A.O.K. versuchen. Und wenn jetzt noch einer zweifeln sollte, so möchte ich kurz anführen, dass A.O.K. für „Anal Oder Kot“ steht. Noch Fragen? Nicht ohne Grund trägt die neue und mittlerweile elfte Platte der fünf humorvollen Frankfurter diesen vielsagenden Titel und Refrains wie „Mehr als dumm sein kann ich nicht“ sprechen für sich. Und doch muss man bei all der zelebrierten Blödheit eingestehen, dass die Jungs es durchaus verstehen, zu reimen, einen größeren Wortschatz besitzen als so manch pseudokritische Punkband und zudem ganz genau wissen, wie dumm ihre Texte sind. Blödheit macht ja auch irgendwie Spaß und wer noch nie im alkoholisierten Zustand über derartig debile Sprüche gelacht oder selber welche von sich gegeben hat, der ist hier sowieso falsch und kann jetzt gerne aufhören zu lesen. Jeder andere hingegen sollte sich unbedingt mal mit dieser Spaßkapelle befassen, denn hier gibt es definitiv mehr auf die Ohren als Punkrock auf Castingshowniveau...
Allerdings sollte A.O.K. sowieso dem Großteil der Leser ein Begriff sein. Seit 1987 sind die liebenswerten Chaoten jetzt schon in der deutschen Punk- und Metalszene unterwegs und haben in den fünfundzwanzig Jahren stolze elf Alben veröffentlicht, wodurch man sich eine genreübergreifende Fangemeinde aufbauen konnte. An mir sind die gepflegten Herren leider bisher mehr oder weniger komplett vorbeigezogen, obwohl mir der Name durchaus geläufig ist. So hat es auch erst einmal ein paar Durchläufe gebraucht, bis ich mich mit dem albernen, debilen, eigenwilligen und sehr abwechslungsreichen Stil der Band anfreunden konnte. Die drei eingangs erwähnten Formationen konnten nie wirklich bei mir punkten, was es den fünf geistesgestörten Frankfurtern nicht gerade erleichterte, eine zufriedenstellende Punktzahl zu ergattern. Doch mittlerweile muss ich zugeben, dass A.O.K. es wirklich drauf haben. Also an Kreativität mangelt es dem Quintett ganz sicher nicht. Die stolzen einundzwanzig Tracks auf der neuen Scheibe sind mindestens ebenso einfallsreich wie blödsinnig und zudem wirklich lustig. Nicht bloß albern, sondern richtig lustig...
Und wenn man mal zwischen den Zeilen liest, dann kann man sogar eine gehörige Portion hintergründiges Augenzwinkern entdecken. Die Jungs haben einen äußerst unterhaltsamen Weg gefunden, alltägliche Angelegenheiten zu thematisieren. Diese Scheibe macht einfach Spaß und wird definitiv auf meinem nächsten Besäufnis zu hören sein. Denn ganz nebenbei verstehen es die Herren sogar, ihre Instrumente zu bedienen. Die krass vielseitige Mischung aus Thrashmetal, Hardcore und Punkrock auf „Im Geiste Schlicht“ ist vielleicht nicht gerade der nächste Meilenstein in Sachen Songwriting und Komplexität, weiß jedoch mit treibenden Rhythmen und waschechten Kopfnickern durchaus zu überzeugen. Und jetzt mal im Ernst. Wem J.B.O. zu kindisch, DIE BONKERS zu einfallslos und DIE KASSIERER einfach viel zu schlecht sind, der muss es unbedingt mal mit A.O.K. versuchen. Das hier ist abgesehen von den Texten tatsächlich teilweise richtig ernstzunehmende Musik. Gelegentlich fühlt man sich sogar an Kapellen wie die befreundeten Saufnasen von TANKARD erinnert. Und wenn nicht, dann regen die unterschiedlichsten Variationen von sogenanntem Funpunk zum Tanzen an. Viel origineller geht es eigentlich gar nicht...
Die Band selber bezeichnet ihren Stil als „Nothingcore“ und eine bessere Bezeichnung fällt mir auch nicht ein. Viel zu umfangreich sind die instrumentalen Ergüsse. Von mitreißenden Kinderliederverschnitten wie „Puff, puff, puff die Eisenbahn“ über etwas nervige Ausrutscher wie „Eier mit Speck“ und die obligatorische RAMMSTEIN-Parodie bis hin zu fetten Kloppern wie „Astrologie“ ist die Palette bunt gemischt. Außerdem wurde die Platte mit einem absolut einwandfreien und dichten Sound versehen. Eine kurze Recherche überzeugte mich davon, dass der geneigte Hörer hier mit dem ausgereiftesten, anspruchsvollsten und eingängigsten Album der Bandgeschichte konfrontiert wird. Nicht nur für Fans eine echte Kaufempfehlung...
Stil (Spielzeit): Nothingcore (57:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Burnout Records (19.08.11)
Bewertung: 8 / 10