Stil (Spielzeit): Power Metal (50:47)
Label/Vertrieb (VÖ): Steamhammer/SPV (27.10.06)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.angra.net/
Aurora Consurgens – wörtlich übersetzt „die sich erhebende Morgenröte“ – ist a) ein Buch des berühmten mittelalterlichen Philiosophen und Theologen Thomas von Aquin und b) sechstes und neustes Studioalbum der Brasilianer ANGRA. Zufall? Nö, natürlich besteht ein Zusammenhang.
Man kann Aurora Consurgens zwar nicht direkt als Konzeptalbum bezeichnen, aber als gemeinsamer Nenner liegt den Songs doch die alchemistische Gegensatzproblematik der Vorlage zugrunde. Wie in Thomas’ Werk wurden also verschiedene Gefühlszustände wie Depression, Schizophrenie, Apathie usw. verarbeitet. Entsprechend haben die Songs auch unterschiedliche Charakteristika: von bedrohlich bis fröhlich („Breaking Ties“), von schwer, träge („Ego Painted Grey“) über Mid-Tempo zu High-Speed („The Voice Commanding You“). Ein erfrischender Variantenreichtum, der trotz allem die typische Elemente der Band – lateinamerikanische Rhythmen und ausgefeilte Orchestrierungen – nicht zu kurz kommen lässt.
Auch bei der Umsetzung des Ganzen kann man nicht meckern. Kiko Louveiro und Rafael Bittencourt lassen die Gitarren jaulen, dass es eine Freude ist. Der Mann hinter den Kesseln, Aquiles Priester, verleiht den vielen Riffs zusammen mit seinem Kollegen am Bass einen mächtigen Druck, die Breaks sitzen mit bewundernswerter Präzision. Das erfreulichste aber: Edu Faleschis Stimme geht einem nicht schon beim zweiten Song auf den Sack.
Kurzum: ANGRA beherrschen ihr Power-Metal-Handwerkszeug wie eine 1. So. Trotzdem will sich bei mir das Kinnlade-am-Boden-Gefühl nicht so recht einstellen. Um der Scheibe den Titel Meisterwerk zu verleihen, fehlt eben einfach das fulminant Neue.
Fazit:
Für Freunde des Brasilianer wie für Power-Metal-Enthusiasten im Allgemeinen, ist Aurora Consurgens ein Pflichtkauf. Aber auch dem Rest sei zumindest ein Probehören wärmstens ans Herz gelegt.