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Im Verteiler als MOTÖRHEADscher Heavy Rock angekündigt, eröffnen die Belgier ihr Debüt auch erst mal mit einer speedigen Nummer auf einem klassischen MotöRiff. Das Ding rockt mal steil nach vorn. Meine Rübe will gerade loswackeln, da durchfährt sie der Gedanke, was das eigentlich soll?! Ich mein’, ich hab so viele Motörhead-Sachen hier stehen, warum soll ich zu einer lemmylosen Kopie meine winterlichen Fettreserven verbrennen?
Denn dass Lemmy fehlt, muss man wohl als kleines Problem werten; zumindest solange SOLENOID den Tommies so dicht auf den Fersen sind wie bei „Out in the Cold“. Aber schon „Down the Dream“ weist weitere NWoBHM- Einflüsse auf, und zwingt Frank Homolka nicht länger einen Vergleich auf, den er nicht gewinnen kann… Und die Assoziationen mit MOTÖRHEAD verflüchtigen sich mit den nächsten Nummern weiter und SOLENOID gewinnen eine nicht erwartete Eigenständigkeit, die eine Nische zwischen 80er Metal und Heavy Rock gesucht und gefunden hat.
Dabei beschränken sich die Belgier nicht einmal darauf, erprobte Akkorde zu repitieren. So ist „Her Peace“ von fast schon von TOOL-artiger Verspieltheit; mit 70er Einschlag auf ganzer Gesangslinie. Noch stärker in die 70er tendiert „One Armed Man“… zunächst. Um plötzlich als 80er Speed-Metal-Granate hochzugehen. Dann „Angel Spray“: klingt wie „BAD RELIGION goes NWoBHM“. Schon wieder: Nur geil!
Tempo raus. „Short but Swell“. Komisch, irgendwie „riecht“ die Mucke gar nicht intelligent, aber schon wieder fühle ich mich dezent an TOOL erinnert. „SbS“ ist einerseits simpler Heavy Rock, andererseits durch orientalische Adaptionen, cooles, relaxtes Riffing und Drumming und Iommy-Lead etwas ganz Besonderes. „Puppeteer“ ist dann für das Album ein kleiner Durchhänger. Schnörkellos nach vorn gespielt. Mit geilem Twin-Solo. „Kleiner Durchhänger“ meint hier: für das NWoBHM-Stück gibt’s im Vergleich „nur“ 7 Punkte.
„Wham Bambition“ ist wieder feinster 80er-Kram. Englisch und „achtzig“ bis ins Mark. Der Nostalgiker schmilzt dahin. Ausfälle erlauben SOLENOID sich allerdings auch: das an Bay Area-Thrash mit Slayer-Soli gemahnende „Slayin“ wurde seinerzeit einfach kraftvoller gespielt. Und „GrandDeadHead“ und „Trash Day“ liegen mir schlicht von den Riffs her nicht… aber, naja… gemessen an dem, was uns alte 80er Heroen als Einladung "ins Labyrinth" derzeit kredenzen, ist auch das noch gehobene Kategorie. Und "Divide" legt sich abschließend noch mal besser ins Zeug. Fazit: das Album hängt hinten qualitativ etwas durch, weiß aber über ¾ der Zeit verdammt zu gefallen. Spannend ist dreierlei. 1.) Dass die Belgier es schaffen, glaubwürdig und gekonnt den Geist alter Zeiten herauf zu beschwören, ohne altbacken zu klingen. 2.) Dass sie dabei auf die verschiedensten, gut vernehmbaren Einflüsse zurückgreifen und dennoch etwas sehr Eigenes dabei herauskommt. 3.) Dass die Stücke insgesamt besehen, sehr gut reinlaufen, feinen Bang-Stoff in allen Tempozonen spenden und dennoch auch „zum Zuhören“ sind. Fazit der Fazits: Guter Reiseproviant für den Trip in die älteren Zeiten…