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Luca Turilli scheint nicht der Einzige sein, der mit RHAPSODY OF FIRE nicht hundertprozentig ausgelastet ist. Auch Sänger Fabio Lione hat eine Nebenspielwiese - oder besser gesagt, er hat sie wieder. 2003 stieg Lione bei VISION DIVINE aus und wurde durch Michele Luppi ersetzt, der seinerseits Mitte 2008 seinen Hut nahm, woraufhin Lione zu der von Olaf Thorsen (ex-LABYRINTH) gegründeten Band zurückkehrte.
Mit „9 Degrees West Of The Moon" steht nun das sechste VISION DIVINE-Album in den Startlöchern, das Freunden von Progressive- und Power Metal wärmstens empfohlen werden kann.
Das hochgradig kitschige Cover täuscht über den musikalischen Inhalt hinweg, denn „9 Degrees West Of The Moon" klingt überraschend hart und verhältnismäßig brachial. Nein, auf Keyboards wird nicht verzichtet, und auch Melodien gibt es zuhauf, aber die Riffs und progressiven Elemente bringen VISION DIVINE mehr denn je in die Nähe zu Bands wie SYMPHONY X oder (neuerdings) ADAGIO. Tatsächlich geht es auf dem neuen Album recht komplex zu, was sich im immerhin neunminütigen Opener „Letter To My Child Never Born" mit einem harten Break in der Mitte des Songs und einer darauffolgenden, fast schon DREAM THEATER-artigen Instrumentalpassage äußert. Auch die nachfolgenden „Violent Loneliness", der Ohrwurm „Fading Shadow" (als Bonus auch in einer sehr ähnlichen, nur in der Soundqualität schlechteren Demoversion enthalten) oder das sehr flotte „The Killing Speed Of Time", in dem Fabio Lione sehr untypisch und hart singt, klingen absolut klasse. Überhaupt macht Lione einen sehr guten Job und kann sich bei VISION DIVINE mehr austoben als bei RHAPSODY OF FIRE (bei denen er mit seiner Stimme allerdings für mehr Gänsehaut sorgt, als es bei dieser Scheibe der Fall ist). Der Titeltrack und „The Streets Of Laudomia" reihen sich in die Liste sehr guter Songs ein, während das Album regulär mit einer sehr originalgetreuen, aber äußerst knackigen Version des JUDAS PRIEST-Classics „A Touch Of Evil" abgeschlossen wird.
Passend zur vergleichsweise harten Ausrichtung knallt auch die Produktion sehr ordentlich und lässt im Grunde keine Wünsche offen; das Keyboard sorgt für einige Akzente, drängt sich aber niemals in den Vordergrund.
Ob VISION DIVINE mit „9 Degrees West Of The Moon" plötzlich mehr Anhänger als vorher ziehen werden, ist fraglich. Verdient hätte es die Band aber, denn das neue Album ist ein harter Stilmix aus Progressive- und Power Metal, der weder mit seichten Melodien noch kitschigem Keyboard-Bombast nervt. Durchaus beeindruckend!
Stil (Spielzeit): Power/Progressive Metal (60:03)
Label/Vertrieb (VÖ): Frontiers Records/ (23.01.09)
Bewertung: 8/10
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...