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Sensation: Tarja Turunen und Tuomas Kolopainen bei DREAM THEATER eingestiegen!
Die 5 Schwyzer von LEGENDA AUREA werden mir die „Bild“-hafte Lüge nachsehen, weil sie es mit ihrem Zweitwerk ganz offensichtlich auf diesen Vergleich anlegen. Und mit der Headline ist denn auch schon das Wesentlichste gesagt: Das Zürcher Quintett liefert eine sehr progige Variante des Symphonic Metals / eine sehr symphonische Variante des Prog-Metals ab.
Ob man sich damit viele Freunde machen kann, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ich das Resultat erstaunlich klasse finde. Erstaunlich, weil mich für gewöhnlich weder der Technokraten-Sound von „Guck-mal-was-ich-kann-Progies“, noch Wishmaster-Kitsch anspricht. --- Beide negativen Seiten neutralisieren sich hier aber bis zu einem gewissen Grad und so kann die Band die positiveren Aspekte von NIGHTWISH und DREAM THEATER gut vernehmbar nach außen kehren.
Das Resultat schafft es, eingängig und verfrickelt, majestätisch und verspielt zu klingen. Selten zu sehr, aber oft zugleich. Diesen Spagat muss man erstmal so hinkriegen. (Ob das auf dem Debüt „Sedna“ mit anderer Sängerin auch schon so gut geklappt hat, weiß ich nicht.)
Ganz ohne Kitsch geht es natürlich nicht ab; aber weiblicher Gesang, der so dicht an der Theatralik der Turunen dran ist, ist einfach nur schön; und das Nur-Schöne ist vom Kitsch nicht unbedingt zu unterscheiden. Das gilt natürlich auch für den sinfonischen Part der Kompositionen. Aber zum Glück wird eben auch oft energisch und technisch versiert dazwischengegrätscht und mit perfekt getimten Breaks und vertrackten Strukturen retten die Schweizer ihre honigsüßen Melodien zumeist vor allzu süßlicher Banalität. (Ein-, zweimal gelingt das nicht ganz.) Oder anders herum: Simones traumschöne Elfenopern und die gefühlsseligen Melodieführungen verhindern, dass „der Technikteil“ zu künstlich und seelenlos erscheint. Das Erstaunlichste aber bleibt wohl, wie natürlich sich Kitsch und Konstruiertheit hier zu etwas durchaus Genießbarem zusammenschließen. Zu nörgeln habe ich allerdings auch etwas: 1.) der Sound ist leicht klinisch und mir etwas zu überproduziert. Aber das ist die angesteuerte Klientel von den Referenzkapellen ja nicht anders gewohnt. 2.) Einige Key-Modulationen sind schon ein bisschen schauerlich. Aber auch das kennt man ja von den Moores, Rudess’ & so. (Viel Spaß macht der Tastateur aber, wenn er sich klassisch inspirierte Pianolinien aus den Ärmeln schüttelt.) Unterm Strich: könnte „Ellipsis“ sowohl Progies als auch „Symphonikern“ gefallen. Sofern die Scheuklappen nicht allzu eng an den Ohren anliegen. Wobei letztere vielleicht sogar mehr Spaß an LEGENDA AURORA haben könnten, als an den letzten Releases von TARJA oder NIGHTWISH selbst. Wer aber auf die älteren Finnen UND zugleich DREAM THEATRE steht, dürfte das Album vermutlich sogar exklusiv und in bangender Andacht auf den Knien rutschend hören.