Stil (Spielzeit): Metal (28:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Relapse Records (30.01.06)
Bewertung: Zwiespältiges Package (6/10)
http://www.mastodonrocks.com
MASTODON sind zu einem der großen Zugpferde von Relapse Records geworden – nicht mehr lange allerdings, denn die Jungs haben bekanntlich bei Warner unterschrieben. Eine Entwicklung, die vor rund fünf Jahren noch keiner abgesehen hat, auch wenn spätestens mit dem Erscheinen des 2003er-Werks „Remission“ vollkommen klar sein musste, dass da etwas beängstigend Mächtiges in die Metal-Welt gekommen ist, was von einem (wenn auch sehr erfolgreichen) Underground-Label nicht lange gezügelt werden kann. Zumindest meine Wangen haben damals regelrecht geglüht vor Begeisterung, und so ist es bis heute geblieben, wenn die Meister der brachial-dynamischen Lava-Riff-Kaskaden erneut Futter für die Fans ausgeben.
Leider handelt es sich bei „Call Of The Mastodon“ (noch) nicht um das für Mitte des Jahres angekündigte neue Studioalbum, sondern um größtenteils altes Material in (mehr oder weniger) poliertem Gewand, mit dem Relapse wohl kurz vor Toresschluss noch ein wenig Geld verdienen will. Von reiner Fan-Abzocke zu sprechen halte ich dennoch für etwas übertrieben – zwar befindet sich das gesamte Repertoire des Mini-Albums „Lifesblood“ (erschienen 2001) auf der Scheibe, zusätzlich jedoch noch vier bis dato unveröffentlichte Tracks, die MASTODON von ihrer äußerst ungestümen Seite präsentieren.
Vertrackt und schräg wie heute, und auch thematisch bereits sehr dicht am letzten Release „Leviathan“, bolzen „Thank Your For This“, „Deep Sea Creature“, „Sickleg“ und „Call Of The Mastodon“ durchs Gebälk. Wie sich das für frühe Werke auch gehört, fehlt den Songs ein wenig die klare Orientierung, unverkennbar war jedoch bereits damals die Handschrift und Klasse der US-Band, die seit jeher komplexe Arrangements mit purer Aggression zu einem mehr als intensiven Klangerlebnis zu bündeln wusste.
Jedoch, und da liegt der Elefant begraben, hätte man insgesamt vermutlich mehr aus dieser Veröffentlichung herausholen können, denn weder klingt der alte Kram durch Remix und Remasterung vom einstigen Produzenten Matt Washburn besser (ganz im Gegenteil, auf „Lifesblood“ kommen die Titel transparenter, die neu aufgelegten Versionen klingen dagegen regelrecht verwaschen, wenn auch etwas bassig-dynamischer), noch vermag die Präsenz von vier unbekannten Songs wirklich als Kaufanreiz dienen, wenn man das Original-Scheibchen bereits im Regal stehen hat. Hätte sich nicht auch vielleicht noch der ein oder andere Live- oder Covertrack finden lassen, um den Release abzurunden – beispielsweise mit dem Bonusmaterial der Digipack-Editions oder ähnlichem?
Eingefleischte MASTODON-Fans kommen wohl nicht drum herum, sich „Call Of The Mastodon“ aufgrund der vier „neuen“ Songs zuzulegen, auch wenn das Package aus genannten Gründen nicht wirklich zufrieden stellend ausgefallen ist. Wer hingegen „Lifesblood“ noch nicht kennt oder besitzt, sollte auf jeden Fall zuschlagen und sich 30 Minuten satte Vollbedienung dieser Götterband gönnen. Alle anderen sparen besser ihr Geld und warten auf die anstehende DVD „The Workhorse Chronicles“, die alles andere als eine lauwarme Packung zu sein verspricht.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!